Übergewicht, Fettsucht und Hypercholesterinämie
- Martin Döhring
- vor 52 Minuten
- 4 Min. Lesezeit

### Übersicht über Adipositas, Stammfettsucht, Lipide im Blutspiegel, Cholesterin, Body-Mass-Index und Medikamente
Hier ist eine strukturierte und verständliche Erklärung, basierend auf etablierten medizinischen Erkenntnissen. Ich werde die Themen systematisch durchgehen, mit klaren Definitionen, Ursachen, Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten. Die Informationen sind allgemein gehalten – für individuelle Diagnosen oder Therapien konsultieren Sie bitte einen Arzt.
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#### 1. Adipositas (Übergewicht)
Definition: Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die durch eine übermäßige Ansammlung von Körperfett gekennzeichnet ist, die die Gesundheit beeinträchtigen kann. Sie wird meist über den Body-Mass-Index (BMI) definiert.
- Ursachen:
- Energieungleichgewicht: Mehr Kalorienaufnahme als -verbrauch (übermäßiges Essen, Bewegungsmangel).
- Genetische Faktoren: Prädisposition für langsamen Stoffwechsel oder Fettansammlung.
- Umweltfaktoren: Verfügbarkeit von kalorienreicher Nahrung, Stress, Schlafmangel.
- Medizinische Ursachen: Endokrine Störungen (z. B. Hypothyreose), Medikamente (z. B. Antidepressiva, Kortikosteroide).
- Gesundheitsrisiken:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck).
- Diabetes mellitus Typ 2 (Insulinresistenz).
- Gelenkprobleme (Arthrose).
- Schlafapnoe, Fettleber, erhöhtes Krebsrisiko.
- Diagnostik: BMI-Berechnung, Taillenumfang, Laborwerte (z. B. Blutzucker, Lipide), Anamnese.
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#### 2. Stammfettsucht (Viszerale Adipositas)
Definition: Stammfettsucht (auch abdominale oder viszerale Adipositas) bezeichnet die Ansammlung von Fett im Bauchraum, insbesondere um die inneren Organe (Viszeralfett). Sie ist gefährlicher als subkutanes Fett (unter der Haut), da sie Stoffwechselprozesse stärker beeinflusst.
- Merkmale:
- Typischer „Apfel-Typ“ (im Gegensatz zu „Birnen-Typ“ mit Fett an Hüften/Oberschenkeln).
- Messung durch Taillenumfang: >94 cm (Männer) oder >80 cm (Frauen) gelten als risikobehaftet; >102 cm (Männer) oder >88 cm (Frauen) deuten auf hohes Risiko.
- Gesundheitsrisiken:
- Erhöhtes Risiko für Insulinresistenz, Diabetes Typ 2, Herzinfarkt, Schlaganfall.
- Fördert Entzündungsprozesse durch Zytokine (z. B. Interleukin-6) aus Viszeralfett.
- Zusammenhang mit metabolischem Syndrom (Kombination aus Adipositas, Hypertonie, Dyslipidämie, Insulinresistenz).
- Diagnostik: Taillenumfang, Bildgebung (z. B. CT/MRT für Viszeralfett), Labor (z. B. Triglyzeride).
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#### 3. Lipide im Blutspiegel
Definition: Lipide sind Fette im Blut, die als Lipoproteine (z. B. LDL, HDL) transportiert werden. Sie umfassen Cholesterin und Triglyzeride. Ein gestörter Lipidspiegel (Dyslipidämie) ist ein Hauptrisikofaktor für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Wichtige Lipide:
- Cholesterin: Baustein für Zellmembranen, Hormone; transportiert als LDL („schlechtes Cholesterin“) und HDL („gutes Cholesterin“).
- Triglyzeride: Energiespeicher, erhöht bei Adipositas, Diabetes, Alkoholmissbrauch.
- Lipoproteine:
- LDL (Low-Density Lipoprotein): Fördert Ablagerungen in Gefäßen (Arteriosklerose).
- HDL (High-Density Lipoprotein): Transportiert Cholesterin zurück zur Leber, schützend.
- VLDL: Transportiert Triglyzeride, Vorstufe von LDL.
- Normwerte (nach europäischen Leitlinien):
- Gesamtcholesterin: <190 mg/dl (<5,0 mmol/l).
- LDL: <115 mg/dl (<3,0 mmol/l); bei hohem Risiko <70 mg/dl.
- HDL: >40 mg/dl (Männer), >48 mg/dl (Frauen).
- Triglyzeride: <150 mg/dl (<1,7 mmol/l).
- Ursachen für Dyslipidämie:
- Adipositas, ungesunde Ernährung (viel gesättigte Fette, Zucker).
- Genetische Faktoren (z. B. familiäre Hypercholesterinämie).
- Diabetes, Hypothyreose, Alkohol.
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#### 4. Cholesterin
Definition: Cholesterin ist ein Steroidlipid, essenziell für Zellfunktionen, Hormon- und Gallensäureproduktion. Ein Ungleichgewicht (hohes LDL, niedriges HDL) fördert jedoch Gefäßschäden.
- Funktion:
- Aufbau von Zellmembranen.
- Synthese von Steroidhormonen (z. B. Cortisol, Östrogen).
- Bildung von Gallensäuren für Fettverdauung.
- Probleme:
- Hohes LDL lagert sich in Gefäßwänden ab → Plaques → Arteriosklerose.
- Niedriges HDL reduziert den Abtransport von Cholesterin aus Gefäßen.
- Folgen: Koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, periphere arterielle Verschlusskrankheit.
- Diagnostik: Lipidprofil (Bluttest), Risikoscore (z. B. SCORE-System für kardiovaskuläres Risiko).
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#### 5. Body-Mass-Index (BMI)
Definition: Der BMI ist ein Maß für das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße und dient als Indikator für Übergewicht oder Adipositas.
- Formel:
BMI = Gewicht (kg) ÷ (Größe (m))²
Beispiel: 80 kg ÷ (1,75 m)² = 80 ÷ 3,0625 = 26,1 kg/m².
- Klassifikation (nach WHO):
- Untergewicht: <18,5 kg/m²
- Normalgewicht: 18,5–24,9 kg/m²
- Übergewicht: 25,0–29,9 kg/m²
- Adipositas Grad I: 30,0–34,9 kg/m²
- Adipositas Grad II: 35,0–39,9 kg/m²
- Adipositas Grad III: ≥40,0 kg/m²
- Einschränkungen:
- Berücksichtigt nicht Muskelmasse (z. B. bei Sportlern).
- Taillenumfang ist für viszerales Fett aussagekräftiger.
- Alter, Geschlecht und Ethnie beeinflussen Interpretation.
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#### 6. Medikamente gegen erhöhten Blutfettspiegel
Die Therapie zielt darauf ab, LDL zu senken, HDL zu erhöhen und Triglyzeride zu reduzieren, um das kardiovaskuläre Risiko zu minimieren.
- Statine (z. B. Atorvastatin, Simvastatin):
- Wirkung: Hemmen die Cholesterinsynthese in der Leber (HMG-CoA-Reduktase-Hemmer).
- Indikation: Primär bei hohem LDL, sekundär bei Herz-Kreislauf-Risiko.
- Nebenwirkungen: Muskelschmerzen, Leberwerterhöhung (selten).
- Reduzieren LDL um 20–50 %.
- Fibrate (z. B. Fenofibrat):
- Wirkung: Senken Triglyzeride, erhöhen HDL.
- Indikation: Bei hohem Triglyzeridspiegel oder gemischter Dyslipidämie.
- Nebenwirkungen: Magen-Darm-Beschwerden, Gallensteine.
- PCSK9-Inhibitoren (z. B. Evolocumab):
- Wirkung: Fördern LDL-Abbau durch Hemmung des PCSK9-Proteins.
- Indikation: Bei sehr hohem Risiko oder Statin-Intoleranz.
- Applikation: Injektion (alle 2–4 Wochen).
- Ezetimib:
- Wirkung: Reduziert Cholesterinaufnahme im Darm.
- Indikation: Zusatz zu Statinen bei unzureichender LDL-Senkung.
- Omega-3-Fettsäuren:
- Wirkung: Senken Triglyzeride.
- Indikation: Ergänzung bei Hypertriglyzeridämie.
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#### 7. Medikamente zum Abnehmen
Medikamente zur Gewichtsreduktion sind nur bei Adipositas (BMI ≥30 oder ≥27 mit Komorbiditäten) indiziert und sollten mit Lebensstiländerungen (Ernährung, Bewegung) kombiniert werden.
- Orlistat:
- Wirkung: Hemmt Fettverdauung im Darm (Lipase-Hemmer), reduziert Kalorienaufnahme.
- Nebenwirkungen: Fettige Stühle, Durchfall.
- Effekt: Ca. 3–5 % Gewichtsverlust in 6–12 Monaten.
- GLP-1-Rezeptoragonisten (z. B. Semaglutid, Liraglutid):
- Wirkung: Fördern Sättigung, verlangsamen Magenentleerung, verbessern Insulinempfindlichkeit.
- Indikation: Adipositas, oft auch bei Typ-2-Diabetes.
- Applikation: Injektion (wöchentlich/täglich).
- Effekt: Bis zu 10–15 % Gewichtsverlust in Studien.
- Naltrexon/Bupropion:
- Wirkung: Beeinflusst Appetitregulation im Gehirn.
- Nebenwirkungen: Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit.
- Effekt: Ca. 5–10 % Gewichtsverlust.
- Phentermin/Topiramat (in den USA zugelassen, nicht in der EU):
- Wirkung: Appetitunterdrückung, erhöhte Sättigung.
- Nebenwirkungen: Schlafstörungen, Herzrasen.
- Hinweise:
- Medikamente nur unter ärztlicher Aufsicht.
- Langfristiger Erfolg hängt von Lebensstiländerungen ab.
- Bariatrische Chirurgie (z. B. Magenbypass) bei BMI ≥40 oder ≥35 mit Komorbiditäten als Option.
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#### Zusammenfassung
- Adipositas und insbesondere Stammfettsucht erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Dyslipidämie (hohes LDL, Triglyzeride; niedriges HDL).
- Cholesterin spielt eine zentrale Rolle in der Arteriosklerose; LDL-Senkung ist entscheidend.
- BMI ist ein einfacher Indikator, aber Taillenumfang ergänzt die Risikoabschätzung.
- Medikamente gegen Blutfette (z. B. Statine) und zur Gewichtsreduktion (z. B. GLP-1-Agonisten) sind effektive Optionen, aber Lebensstiländerungen (Ernährung, Bewegung) sind essenziell.
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