Blutgerinnung
- Martin Döhring
- vor 1 Stunde
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...ich erkläre dir Schritt für Schritt die Gerinnungssysteme, die Laborparameter und die Bedeutung bei Marcumar-Therapie.
1. Blutgerinnung – Überblick
Die Gerinnung läuft in einem Kaskadensystem ab (Gerinnungsfaktoren I–XIII).Es gibt zwei Aktivierungswege, die beide in den gemeinsamen Endweg münden:
a) Endogenes System („intrinsisch“)
Aktivierung durch Kontakt mit negativ geladenen Oberflächen (z. B. Glas, Kollagen bei Gefäßverletzung).
Wichtige Faktoren: XII, XI, IX, VIII.
Messbar über aPTT (aktivierte partielle Thromboplastinzeit).
Relevant für: Heparin-Therapie.
b) Exogenes System („extrinsisch“)
Aktivierung durch Tissue Factor (Gewebefaktor, Faktor III), der bei Gewebsverletzung freigesetzt wird.
Wichtige Faktoren: VII, X.
Messbar über Quick/Prothrombinzeit (PT) bzw. INR.
Relevant für: Vitamin-K-Antagonisten (Marcumar, Warfarin).
c) Gemeinsamer Endweg
Aktivierung von Faktor X → Umwandlung von Prothrombin (Faktor II) zu Thrombin.
Thrombin wandelt Fibrinogen (Faktor I) zu Fibrin → Bildung eines stabilen Blutgerinnsels.
2. Quick-Wert & INR
Beides misst das exogene System (Faktor VII) + gemeinsamen Weg (X, V, II, I).
Quick-Wert:
Gibt die Prothrombinzeit als Prozentwert an (Norm: ca. 70–120 %).
Niedriger Quick = langsame Gerinnung = höhere Blutungsneigung.
INR (International Normalized Ratio):
International standardisierte Angabe der Gerinnungszeit.
Norm: 1,0 (bei Gesunden).
Unter Marcumar: Ziel-INR je nach Indikation:
2,0–3,0 (z. B. Vorhofflimmern, Lungenembolie, Thrombose).
2,5–3,5 (z. B. mechanische Herzklappen).
? Vorteil INR: weltweit vergleichbar, unabhängig vom Testlabor.
3. Einstellung mit Marcumar (Phenprocoumon)
Wirkmechanismus: Marcumar hemmt die Vitamin-K-abhängige γ-Carboxylierung der Faktoren II, VII, IX, X sowie Protein C und S.
→ Die Gerinnungsfaktoren sind zwar vorhanden, aber nicht funktionsfähig.
Beginn: Wirkung tritt erst nach 2–3 Tagen ein, da vorhandene Faktoren erst abgebaut werden müssen.
Kontrolle: Regelmäßige Messung von INR (früher Quick).
Einstellung:
Start mit Standarddosis, nach 2–3 Tagen Kontrolle des INR.
Dosis schrittweise anpassen, bis Ziel-INR erreicht.
Häufige Kontrollen am Anfang, später alle 4–6 Wochen.
⚠️ Wichtig:
Enge therapeutische Breite → Gefahr von Blutungen (zu hohe INR) oder Thrombosen (zu niedrige INR).
Wechselwirkungen mit Ernährung (Vitamin K-reich: Spinat, Kohl), Medikamenten und Alkohol.
Zusammenfassung
Endogenes System (Faktoren XII, XI, IX, VIII): gemessen mit aPTT → wichtig bei Heparin.
Exogenes System (Faktor VII + Tissue Factor): gemessen mit Quick/INR → wichtig bei Marcumar.
Quick = %-Angabe (historisch), INR = internationaler Standard.
Marcumar hemmt Vitamin-K-abhängige Faktoren → regelmäßige INR-Kontrolle, Ziel 2–3 (oder 2,5–3,5 bei Klappen).
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