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AutorenbildMartin Döhring

Nietzsche: Sein Übermensch und dessen Wille zur Macht

Der #Wille zur #Macht – alle #Lust will Ewigkeit

Der Wille zur Macht ist ein gleichnamiges Buch, welches von der Schwester Nietzsches, Elisabeth Förster-Nietzsche, nach dessen Tod aus fragmentarischen Textstellen aus seinem Nachlass publiziert wurde.

Er selbst wollte ein solches Buch als sein Hauptwerk herausgeben.

Bekannt sind die plakativen Aussprüche Nietzsches „Gott ist tot“ und „Du gehst zu Frauen? Dann vergiss‘ die Peitsche nicht!“. Auch konstatierte er: „Der Wille der Frau ist die Schwangerschaft“.

Der „Wille zur Macht“ ist auch ein so genanntes Gedankenexperiment Nietzsches und taucht in dem prosaischen Hauptwerk Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ auf. Eine größere Textsammlung mit philosophischen Texten Nietzsches in Essay Form ist das Buch „Jenseits von Gut und Böse“.

Nietzsche wuchs in einem protestantischen Pfarrhaus in Röcken auf, der Vater verstarb früh. Er besuchte das Gymnasium Schulpforta. Danach begann er das Studium der Theologie an der Universität Bonn, brach dieses aber ab. Er wurde schließlich Professor für Philologie.

Berühmt wurde #

Nietzsche zu Recht durch seine Schrift „Die Geburt der Tragödie (aus dem Geiste der Musik)“, in der er die Unterscheidung zwischen dem dionysischem und dem apollinischen Ideal trifft.

Bekannt ist seine Freundschaft zu Wagner, die in Gegnerschaft umschlug, dies mit eher diffusen Argumenten. Weiterhin war er mit Heinrich Köselitz befreundet, sowie dem jüdischen Arzt Paul Ree. Dieser promovierte zuerst in der Philosophie mit der Schrift „Vom Ursprung moralischer Empfindungen“. Daneben gehörten Lou Salome („die ekstatische Frau“), eine direkte Schülerin Freuds, sowie Malwida von Meysenburg („Emanze“) zum Nietzsche-Ensemble.

Richtig ist, Hitler hat die Witwe Förster-Nietzsche in deren Nietzsche-Archiv aus Begeisterung für Nietzsche heraus besucht. Angeblich hatte Hitler im ersten Weltkrieg als Soldat den „Zarathustra“ gelesen. Unbestätigt (Quelle: Encyclopedia Britannica) . Das völkische Gedankengut Hitlers wurde ihm aber in der NSDAP nahegelegt und die „Nummer mit dem Volkstribun“ hat er aus Wagners „Rienzi“. Ganz sicher. Nietzsche hatte seinem Ex-Freund Wagner wiederholt die „Erlösungsdichtung“ zum Vorwurf gemacht, unter der Vorstellung, die dichterische Haltung eines Sophokles (Ödipus, Elektra, Antigone) sei die einzig richtige.

Über die Krankheiten Nietzsches wurde auch schon viel geschrieben, vor allem viel Unsinn. Richtig ist, es gab einen psychischen Zusammenbruch in Turin. Vielleicht war dies auch etwas, was wir heute als „burn-out“ bezeichnen würden. Gerne wird eine Syphilis als Ursache ins Gespräch gebracht, allerdings war Nietzsche zur Behandlung bei einem damals sehr bekannten Psychiater namens Binswanger. Unter Berücksichtigung, dass 30% der Insassen einer Irrenanstalt damals an der Neurolues litten, hätte Binswanger wahrscheinlich dies erkannt, oder er wollte seinem Patienten eine stigmatisierende Diagnose ersparen, so etwas soll es ja auch heute noch geben...

Von Karl Jaspers nun, einem sehr bekannten deutschen Philosophen, der zuvor ein bekannter Psychiater war, gibt es die Wertung, dass das Werk Nietzsches inhaltlich keinen Anhalt für eine psychiatrische Erkrankung bietet.

Mitunter kommt es mir so vor, als hätte ich diesen Vortrag schon x-mal gehalten.

3 große Gedankenexperimente sind im „Zarathustra“ enthalten: Die ewige Wiederkehr des Gleichen, der Übermensch und halt der „Wille zur Macht“. In der Behandlung von Inhalten der Philosophie Nietzsches darf nie vergessen werden, dass es sich um eine subjektivistische idealistische Philosophie des 19.Jahrhunderts handelt. Dies sollte stets bedacht werden, um nicht in bloßer Schwärmerei auszuarten.

Thomas Mann erwähnte in einer Laudatio Sigmund Freuds Nietzsche als denjenigen, der die Erkenntnisse Freuds „blitzartig“ vorweg genommen habe. Es finden sich Textstellen zu Eros, Thanatos und Unterbewußtsein im Werk Nietzsches. Freud leugnete, seine Lehre aus Nietzsches Überlegungen entwickelt zu haben. Freud sagte selbst, er habe wichtige Erkenntnisse dem Aberglauben der Philosophie entrissen.

Zu den wichtigsten Interpreten Nietzsches gehören Martin Heidegger und Karl Jaspers. Heidegger schilderte seine vergeblichen Versuche, aus den Schriften Nietzsches ein einheitliches Gedankengebäude zu errichten in dem Buch „Holzwege“. Jaspers warnte hellsichtig in den 50er Jahren vor der Vergöttlichung einzelner Menschen, seien es Fußballstars, Musiker oder auch Politiker. Dazu stellte er die Diagnose, der moderne Mensch wolle in der Masse aufgehen und forderte eine schrankenlose Kommunikation. Den Sozialismus hat Jaspers nicht gefordert und auch Nietzsche hat sich öfters dagegen ausgesprochen. Ursachen deutscher sozialistischer Umtriebe sah Nietzsche in den drei bekannten Philosophen des Tübinger Stifts.

Dass sozialistische Bestrebungen allerlei Couleur hingegen Unfug sind, kann bereits beim Vorsokratiker Xenophon nachgelesen werden. Von den vielen Typen, die Nietzsche in seinen Werken schildert, schneidet der Priester, insbesondere der christliche, am schlechtesten, weil besonders fies, ab.

Wiederkunft – Nietzsche sah im Leben einen Kreislauf, eine ewige Wiederholung. Diese Tatsache anzuerkennen, war für ihn „höchster Ausdruck der Bejahung“. Bereits bei den alten Griechen gab es als Mysterium zyklisch aufgeführt die Eleusinischen Mysterien. Die Lehre von der „ewigen Wiederkehr des Gleichen“ ähnelt auch der Wiedergeburtslehre Buddhas, aber ohne die Aussicht auf Nirvana („Erlösung aus dem Kreislauf“).

Übermensch: Aus der Sicht Nietzsches ist es die Aufgabe des Menschen, einen Typus hervorzubringen, der höher entwickelt ist als er selbst. Das Wort vom „Übermenschen“ kommt bereits bei Goethes Faust in der Szene mit dem Erdgeist vor. Der Übermensch sei ein „Idealmensch“. Nach Nietzsche, um seine eigenen Worte zu benutzen, ist der Übermensch Immoralist, also „jenseits von Gut und Böse“. In der Genealogie der Moral (1887) findet sich der Gedanke, eine Herrscherrasse für Europa zu züchten, von einer „Partei des Lebens“ (Ecce Homo), welche die Vernichtung des „Entarteten“ und „Parasitischen“ vornimmt. Nietzsche unterscheidet zwischen Sklaven- und Herrenmenschen. Sklaven müssen demnach ein Ressentiment („Empörung“) gegen den Herrn zwingend ausleben. Der Herr ist deshalb souverän, weil er Gnade gewähren kann.

Der Wille zur Macht – Nietzsche sah im Leben, im Da-Sein, ein Ringen, einen Wettstreit, einen Konkurrenzkampf alles Lebendigen miteinander. Und in diesem Ringen das Streben der einzelnen Organismen nach Dominanz. Die Lehre Darwins „survival of the fittest“ lehnte er mit einer scharfsinnigen Begründung ab. Nietzsche trifft Kant in seinen Überlegungen mit dem Ausschluss einer Teleologie. Der Wille zur Macht ist gegeben, er ist das Motiv, warum Geschichte stattfindet.

Für meinen Geschmack bietet „Das Nachtwandlerlied“ von Nietzsche, ebenfalls im „Zar“ vorhanden, einen sehr guten Eindruck dessen, was Nietzsche wollte oder dachte:

Also sprach Zarathustra, Vierter und letzter Theil Das Nachtwandler-Lied, Kapitel 12

O Mensch! Gib Acht! Was spricht die tiefe Mitternacht? "Ich schlief, ich schlief -, "Aus tiefem Traum bin ich erwacht: - "Die Welt ist tief, "Und tiefer als der Tag gedacht. "Tief ist ihr Weh -, "Lust - tiefer noch als Herzeleid: "Weh spricht: Vergeh! "Doch alle Lust will Ewigkeit -, "- will tiefe, tiefe Ewigkeit!"

Immanenz: Auch Nietzsche formulierte einen Imperativ „Werde, der Du bist“. Dies ist der Gedanke der Immanenz (=“inne-wohnend“) und daraus die Konsequenz „amor fati“ -> Liebe Dein Schicksal. Adorno machte daraus den Satz „Es gibt kein echtes Leben im falschen“.

Wie bereits erwähnt, ist der „Zar“ eine Art Selbstbespiegelung in romanhafter Form. Zarathustra ist Nietzsches alter ego. Nietzsche schickt den antiken Philosophen Zarathustra, den Begründer des Zoroastrismus, erneut los, um den schlimmen Fehler, die „Erfindung der Sünde“, genauer, die Ansiedlung eines Kausalitätsnexus im Transzendentalen „auszubügeln“. Dieses Vorhaben muss als gelungen angesehen werden. Der „Zar“ ist eine Goldmine und längst nicht vollständig dechiffriert.

Die letzte Szene im „Zarathustra“ zeigt eine Art feierlicher Inthronisation Zarathustras („Zarathustras großer Morgen“). Wenn Nietzsches Zarathustra als vollständiger, als ganzheitlicher Erfolg und Triumph, wahr genommen wird, dann ist diese Projektion als „happy-end“ in Erfüllung gegangen.

Zu allen Zeiten gab es Bestrebungen, Erörterungen obiger Art nicht als Philosophie sondern als „Wahnsinn“ zu diffamieren. Dazu kann ich nur sagen, es ist der Fachwelt bekannt, dass es Patienten gibt, die sich dagegen mit aller Gewalt wehren, vom Arzt die Krankheit gestohlen zu bekommen, weil sie den Krankheitsgewinn wertvoller als die Gesundheit einschätzen. Denn siehe: Selbst das Kranke trachtet danach, das Gesunde zu dominieren, allein aus Gründen des Ressentiments.

Nietzsches Philosophie bietet mit dem Bonmot „Alle Lust will Ewigkeit“, unter dem Paradigma des „Willen zur Macht“, dem Übermenschen eine Perspektive der „Versöhnung mit der Welt“ in Anerkennung der ewigen Wiederkunft (des Gleichen). Der Übermensch verwirklicht den Willen zur Macht um diese ewige Wiederkehr zu beenden.

Martin Döhring

Nietzsche war kein Antisemit, er hat sich selbst in der späten Schrift „Jenseits von Gut und Böse“ expressis verbis so erklärt. Gott, die Bibel und Jesus Christus sind frei erfunden.

Zarathustra ist der Übermensch, der den historischen Fehler, die Erfindung von Gut und Böse rückgängig gemacht hat. Es gibt keinen im Transzendentalen angesiedelten Kausalitätsnexus.

Auch Kant würde dies so sehen, Moral ist im Bereich des Transzendentalen angesiedelt.

„Jenseits von Gut und Böse“ bedeutet: Diesseits von Eden. Rückabwicklung des Sündenfalls.

Martin Döhring – alle Rechte am Text und Bild bei mir

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Martin Döhring
Martin Döhring
szept. 03.

Die Konzepte des **Übermenschen** und des **Willens zur Macht** sind eng miteinander verbunden und bilden zentrale Elemente in Friedrich Nietzsches Philosophie. Hier ist, wie sie zusammenhängen:


1. **Selbstüberwindung**: Der Übermensch ist jemand, der sich selbst überwindet und seine eigenen Werte schafft. Dies erfordert einen starken Willen zur Macht, da es darum geht, die eigenen Grenzen zu überwinden und sich ständig weiterzuentwickeln.


2. **Schöpfung neuer Werte**: Der Wille zur Macht treibt den Übermenschen an, neue Werte und Bedeutungen zu schaffen. Anstatt sich an bestehenden moralischen und gesellschaftlichen Normen zu orientieren, definiert der Übermensch seine eigenen Maßstäbe.


3. **Lebensbejahung**: Beide Konzepte betonen die Bejahung des Lebens in all seinen Facetten. Der Übermensch akzeptiert die Herausforderungen und Kämpfe des Lebens als Gelegenheiten zur…


Kedvelés

Martin Döhring
Martin Döhring
máj. 25.


Kedvelés

Martin Döhring
Martin Döhring
máj. 13.


Kedvelés

Martin Döhring
Martin Döhring
máj. 12.

Warum werden in „Gottes Namen“

Kinderspielen vergewaltigt?

Um willfährige Opfer zu generieren?

Kedvelés

Martin Döhring
Martin Döhring
máj. 12.

Wenn Nietzsche der Antichrist ist, könnte ich mir vorstellen sein Prophet zu sein.

Kedvelés
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