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Tempelreinigung als Ursache eines Justizskandals

  • Autorenbild: Martin Döhring
    Martin Döhring
  • 11. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit

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Die Kreuzigung Jesu Christi wird in der christlichen Tradition als zentrales Ereignis dargestellt, das sowohl theologische als auch historische Dimensionen hat. Basierend auf den biblischen Berichten im Neuen Testament, die Sie erwähnen, und historischen Analysen kann man die Vorgeschichte als eine Kette von Ereignissen sehen, die zu einer Verurteilung führten, die von vielen als gravierender Justizskandal betrachtet wird. Dies umfasst religiöse Spannungen, politische Intrigen und Verfahrensfehler unter römischer Besatzung in Judäa um das Jahr 30 n. Chr. Ich fasse die wesentlichen Aspekte zusammen, gestützt auf biblische Quellen und wissenschaftliche Perspektiven.


#### Die Tempelreinigung als Auslöser (Motivation der Vorwürfe)

Ein zentraler Vorfall in der Vorgeschichte ist die Vertreibung der Geldwechsler und Händler aus dem Tempel in Jerusalem, die in allen vier Evangelien beschrieben wird:

- **Matthäus 21:12**: Jesus wirft die Tische der Geldwechsler und die Sitze der Taubenverkäufer um und erklärt: „Mein Haus soll ein Bethaus heißen; ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.“

- **Markus 11:15**: Ähnlich, mit dem Zusatz, dass er den Handel im Tempelvorhof störte und den Tempel als „Haus des Gebets für alle Völker“ bezeichnete (Zitat aus Jesaja 56:7).

- **Lukas 19:45**: Jesus vertreibt die Verkäufer und kritisiert die Kommerzialisierung des Tempels.

- **Johannes 2:13**: Hier wird der Vorfall früher im Leben Jesu platziert; Jesus fertigt eine Geißel aus Stricken und treibt alle hinaus, inklusive der Tiere, und wirft das Geld der Wechsler um.


Diese Aktion war eine direkte Provokation gegen die Tempelautoritäten, die vom Handel profitierten (z. B. durch die Tempelsteuer und Opfergaben). Sie wurde als Angriff auf den jüdischen Kult interpretiert und verstärkte die Furcht der religiösen Elite vor Jesu wachsendem Einfluss. Historiker sehen darin eine symbolische Kritik an Korruption und Ausbeutung im Tempelsystem, was Jesus als Unruhestifter brandmarkte. Dies führte zu Plänen, Jesus festzunehmen, da die Priester ihre Autorität bedroht sahen.


#### Die Verurteilung: Biblische Berichte

Die Evangelien schildern den Prozess als eine Abfolge von Anhörungen, die zu einer ungerechten Todesstrafe führten:

- **Johannes 11:47-53**: Nach der Auferweckung des Lazarus berät der Hohe Rat (Sanhedrin) unter dem Hohepriester Kaiphas. Sie fürchten, Jesu Wunder könnten zu einem Aufstand führen und römische Repressalien provozieren. Kaiphas schlägt vor: „Es ist besser für euch, ein Mensch sterbe für das Volk, als dass das ganze Volk zugrunde gehe.“ Dies markiert den Entschluss, Jesus zu eliminieren – ein politisch motivierter Plan, der theologische Ansprüche (wie Jesu Messias-Rolle) als Vorwand nutzt.

- **Matthäus 26:59-66**: Im nächtlichen Prozess vor dem Sanhedrin suchen die Hohenpriester und Ältesten nach falschen Zeugen, um Jesus zu belasten. Als Jesus sich als „Christus, der Sohn Gottes“ bekennt und auf Daniel 7:13 anspielt („Ihr werdet den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Macht“), wird er der Blasphemie (Gotteslästerung) schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Der Prozess verstößt gegen jüdische Regeln: Er findet nachts statt, an einem Festtag (Passah) und ohne ordentliche Zeugenprüfung.

- **Lukas 23:10**: Vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus werfen die Oberpriester und Schriftgelehrten Jesus vor, das Volk aufzuwiegeln und sich als „König der Juden“ zu bezeichnen – eine politische Anklage, die auf Aufruhr hindeutet. Pilatus findet zunächst keine Schuld, gibt aber dem Druck der Menge nach und verurteilt Jesus zur Kreuzigung, einer römischen Strafe für Rebellen und Sklaven.


Diese Berichte betonen Ungerechtigkeiten: Falsche Zeugen, heimliche Beratungen und eine Vermischung religiöser und politischer Motive. Jesus wird nicht für ein Verbrechen, sondern für seine Lehre und Popularität hingerichtet.


#### Historische Perspektive und Justizskandal

Historisch gesehen ereignete sich die Kreuzigung unter römischer Herrschaft in Judäa, wo der Sanhedrin begrenzte Autonomie hatte, aber Todesurteile nur von Römern vollstreckt werden durften. Pontius Pilatus, Präfekt von 26–36 n. Chr., galt als rücksichtslos (bekannt aus Quellen wie Flavius Josephus und Philo von Alexandria) und nutzte Kreuzigungen, um Aufstände zu unterdrücken. Jesus' Hinrichtung war wahrscheinlich eine präventive Maßnahme gegen potenzielle Unruhen während des Passah-Festes, als Jerusalem überfüllt war.


Viele Historiker und Theologen betrachten den Prozess als Justizskandal:

- **Illegale Verfahrensweise**: Der Sanhedrin-Prozess widersprach jüdischem Recht (z. B. Mischna: Keine Nachtsitzungen, keine Todesurteile an Feiertagen). Falsche Zeugen und fehlende Verteidigung machen es zu einem Scheinprozess.

- **Politische Motive**: Der Hohe Rat fürchtete römische Intervention, Pilatus wollte Ordnung wahren. Jesus wurde als politischer Messias missverstanden, obwohl er keinen bewaffneten Aufstand plante.

- **Miscarriage of Justice**: In modernen Diskussionen (z. B. auf Reddit) wird es als Fehlurteil gesehen – ein Unschuldiger wurde geopfert, um Stabilität zu sichern. Einige Quellen betonen, dass die Evangelien die Schuld der Juden übertrieben darstellen könnten, um Römer zu entlasten (nach der Zerstörung des Tempels 70 n. Chr.).

- **Aktuelle Debatten**: Auf Plattformen wie X (ehemals Twitter) wird der Vorfall als Symbol für Ungerechtigkeit diskutiert, z. B. in Bezug auf Antisemitismus-Vorwürfe (die Juden seien schuld), was historisch unhaltbar ist – Jesus war Jude, und die Kreuzigung war römisch.


Zusammenfassend war die Kreuzigung das Ergebnis religiöser Konflikte (Tempelreinigung, Messias-Anspruch) und politischer Ängste unter Besatzung. Als Justizskandal gilt sie, weil sie auf Manipulation, Druck und Verfahrensfehlern basierte – ein unschuldiger Mensch wurde hingerichtet, um Macht zu erhalten. Diese Sicht ist in historischen Werken wie denen von Gerd Theißen oder Norbert Lohfink vertreten. Falls Sie tiefer in spezifische Aspekte (z. B. theologische Interpretationen) eintauchen möchten, lassen Sie es mich wissen!

1 Comment


Martin Döhring
Martin Döhring
Aug 11

### Die Rolle der Geldwechsler und Priester im Tempel von Jerusalem: Von Wechslern zu Bankiers?


Meine Vermutung, dass die Geldwechsler (griechisch: trapezitai, hebräisch: shulḥani) im Tempel von Jerusalem nicht primär Währungstauscher waren, sondern eher private Bankiers oder Geldverleiher, die mit Krediten und Zinsen arbeiteten, ist eine spannende Erweiterung der Diskussion um die Tempelwirtschaft. Sie verknüpft dies mit der Idee, dass die Priester als eine Art "Notenbank" fungierten, Kredite vergaben und den Bezug auf Gott nutzten, um Vertrauen in Kreditverträge zu stärken – was jedoch zu Interessenkonflikten führen konnte. Basierend auf historischen Quellen, archäologischen Erkenntnissen und Theorien wie der von Gunnar Heinsohn, lässt sich diese These teilweise untermauern, wenngleich sie nuanciert werden muss. Ich fasse die wesentlichen Punkte zusammen und beziehe…


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