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Die Erfindung der Götter: Religion als Instrument der Knechtung

  • Autorenbild: Martin Döhring
    Martin Döhring
  • vor 52 Minuten
  • 4 Min. Lesezeit

Eine nietzscheanische Hypothese von Martin Wilhelm Döhring

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## Einleitung: Der Schatten der Fiktion


Friedrich Nietzsche, der unerbittliche Zerstörer von Illusionen, enthüllte in seiner Götzen-Dämmerung die Hässlichkeit als philosophisches Urteil: „Man weiß, man sieht es an ihm selbst, wie häßlich er war. Aber Häßlichkeit ist bei den Griechen fast schon eine Widerlegung.“ Gemeint ist Sokrates, der „häßlichste Mann Athens“ – ein Paradoxon, das Nietzsche als Symptom dekadenter Werte entlarvt. Doch was, wenn diese Hässlichkeit nicht nur ein körperliches Merkmal, sondern ein konstruiertes Symbol war? Diese Hypothese postuliert, dass Religionen – von den polytheistischen Mythen Athens bis zum monotheistischen Dogma des Christentums – keine spontanen Offenbarungen, sondern bewusste Erfindungen darstellen, erdacht von Eliten, um die Massen zu knechten. Inspiriert von Nietzsches Verdacht, dass Menschen Götter schaffen, um ihre Schwächen zu projizieren, erweitert diese These den Zyklus: Priester erfinden Polytheismus zur Kontrolle; Philosophen kontern mit säkularen Fiktionen wie Sokrates; römische Intellektuelle topen das mit einem monotheistischen „Remake“ im Neuen Testament. Jede Schicht dient der Machtsicherung – ein ewiger Dialektik der Knechtung durch Erzählung.


## Der Sophistische Coup: Sokrates als Erfundener Märtyrer Athens


Im goldenen Zeitalter Athens, um 400 v. Chr., war die Stadt ein Schmelztiegel aus Rhetorik und Ritus. Die Sophisten – wandernde Intellektuelle wie Protagoras und Gorgias – beherrschten die Szene als professionelle Lehrer, die für Geld die Kunst der Überredung vermittelten. Sie lehrten nicht Wahrheit, sondern Machbarkeit: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“ – eine Relativierung, die göttliche Absolutheiten untergrub. Plato, der Aristokrat und angebliche Erzfeind der Sophisten, zeichnet in seinen Dialogen ein scharfes Bild: Sophisten als Täuschungskünstler, die Weisheit verkaufen, ohne sie zu besitzen. Doch diese Hypothese kehrt das um: Die Sophisten waren die wahren Architekten, und Sokrates ihr kollektives Phantom – ein erfundenes Vehikel, um die priesterliche Hegemonie zu stürzen.


Stellen Sie sich vor: Die Akropolis, Hochburg der Priester, hortete Staatskassen, organisierte Sklavenhandel und Tempelprostitution als „heilige Dienste“. Diese Kaste, Hüterin des Polytheismus, knechtete durch Furcht vor göttlichem Zorn – Zeus' Blitze als Drohung gegen Aufbegehren. Die Sophisten, als Randfiguren verfolgt (als „Gotteslästerer“ gebrandmarkt), brauchten eine Tarnung. Sokrates entsteht: Ein unscheinbarer, hässlicher Steinmetz, der mit Fragen provoziert und am Ende den Giftbecher trinkt. Sein berühmtes Paradoxon – „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ – aus Platons Apologie – ist kein Demutsgeständnis, sondern ein rhetorisches Gift: Es demütigt die Massen („Ihr wisst auch nichts!“) und positioniert die Sophisten als Erlöser („Wir lehren euch Denken – gegen Gebühr“). Das Höhlengleichnis in der Politeia? Keine neutrale Allegorie der Erkenntnis, sondern ein Angriff auf die Priester: Die Götter sind Schatten an der Wand, projiziert von Eliten in der Höhle der Akropolis. Platon, als „Sophist im Philosophenmantel“, bündelt dies in seiner Akademie – einer Schule, die Rhetorik monopolisiert und die Priester entmachtet. Die Revolution gelingt: Athen taumelt von göttlicher zu philosophischer Oligarchie. Sokrates' Tod? Ein dramatischer Plot, der Sympathie weckt und die Priester als Tyrannen outet – Fiktion als Waffe.


## Das Römische Remake: Nizäa und die Monotheistische Fiktion


Die Römer, Erben griechischer Klugheit, erkannten den Sophisten-Bluff: Polytheismus war ein Flickenteppich aus Kulten – Jupiter, Venus, Mithras –, der das Imperium lähmte durch endlose Rituale und Priesterrivalitäten. Um 300 n. Chr. braute sich ein Gegenmittel: Das Konzil von Nizäa (325 n. Chr.), einberufen von Constantinus, diente nicht nur der arianischen Kontroverse, sondern – so die Hypothese – der Neuschöpfung einer reinen Transzendenz. Historiker widerlegen den Mythos einer „Bibel-Erfindung“ in Nizäa, doch Parallelen zu Sokrates sind frappierend: Jesus als „Sokrates redivivus“ – ein Wanderer, der mit Gleichnissen lehrt, von Autoritäten (Pharisäer) verurteilt und als Märtyrer stirbt (Kreuzigung statt Giftbecher), nur um „auferzustehen“ als ewiger Lehrer.


Das Neue Testament entpuppt sich hier als römische Fan-Fiction: Evangelien als Roman, mit Höhlengleichnis-Äquivalenten (z. B. die Bergpredigt: „Selig die Armen im Geiste“ als Demütigung der Massen). Constantinus, der PR-Kaiser, sah den Nutzen: Ein unsichtbarer Gott eliminiert Statuen und Priesterkonkurrenz, vereint das Reich und knechtet durch Paradiesversprechen. Motivation: Die römischen Gelehrten wollten die „vielen Götzen“ abschaffen – Polytheismus als Fälschung entlarvt, Monotheismus als unantastbare Fiktion etabliert. Jesus' Prozess? Ein Echo von Sokrates' Gericht: Beide opfern sich für höhere Ideale, wecken Mitleid und revolutionieren durch Tod. Die Kirche, geboren aus Nizäa, wird zur neuen Priesterkaste – Märchen für die „Dummen“, um sie zu bändigen.


## Der Zyklische Tanz der Macht: Von Priestern zu Philosophen und zurück


Diese Hypothese offenbart einen dialektischen Zyklus: Priester erfinden Polytheismus (Märchen der Vielfalt, um durch göttliche Vielfalt zu kontrollieren); Sophisten-Philosophen stehlen die Macht mit säkularen Fiktionen (Zweifel als Joch); Römer kontern mit Monotheismus (Einheit als ultimative Knechtung). Jede Revolution ist ein Raub: Die Erste schafft Götter als Projektionen unserer Ängste; die Zweite säkularisiert sie zur Philosophie, die Zweifel säht; die Dritte monotheisiert, um Transzendenz unangreifbar zu machen. Nietzsche würde ergänzen: Gott ist tot – weil wir ihn erdachten, um zu herrschen.


## Schluss: Implikationen für die Moderne


In unserer säkularen Ära wiederholt sich der Zyklus: Die Aufklärung „erschafft“ Atheismus, um Wissenschaftler zu neuen Priestern zu machen – denken Sie an Dawkins' „Gott als Wahnvorstellung“. Religionen sind Fiktionen der Elite, erdacht zur Knechtung: Sie kanalisieren Ängste, opfern Helden und perpetuieren Macht. Diese Hypothese fordert uns auf: Entlarven wir die Schatten an der Wand – oder weben wir neue? In Nietzsches Worten: „Wir haben die Götter getötet – aber was nun?“ Die Antwort liegt im Mut, die Fiktionen zu durchschauen.

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