Epitop-Identifizierung von Neoantigenen mithilfe von KI/AI
- Martin Döhring
- vor 3 Stunden
- 2 Min. Lesezeit

Ich erkläre dir die Epitop-Identifizierung von Neoantigenen mithilfe von KI/AI auf molekularer Ebene Schritt für Schritt:
1. Hintergrund: Was sind Neoantigene?
Neoantigene sind neue Peptidsequenzen, die nur in Tumorzellen entstehen (z. B. durch somatische Mutationen, Frameshifts oder Onkovirus-Integration).
Sie fehlen im normalen Gewebe → Immunsystem erkennt sie als „fremd“.
Besonders wichtig für personalisierte Krebsimpfstoffe oder T-Zell-Therapien.
2. Pipeline zur Epitop-Identifizierung
(a) Sequenzdatenerfassung
Patientenspezifisch: Whole-Exome-Sequencing (WES) oder RNA-Seq vom Tumor.
Vergleich mit Keimbahn-DNA → Mutationsliste wird erstellt.
(b) Peptidgenerierung
Aus jeder Mutation werden potenzielle Peptide generiert (8–11 Aminosäuren für MHC-I, 12–25 für MHC-II).
(c) MHC-Bindungsprädiktion (zentral!)
KI-Modelle (z. B. NetMHCpan, MHCflurry, neuere Deep-Learning-Ansätze) sagen voraus:
Welche mutierten Peptide binden stark an die individuellen HLA-Allele des Patienten.
Input: Sequenz + HLA-„Motif“.
Output: Bindungsaffinität (IC50, percentile rank).
(d) Antigenprozessierung
KI-Modelle simulieren auch:
Proteasom-Spaltung (welche Peptide realistisch entstehen).
Transport über TAP in das ER.
Stabilität im MHC-Komplex.
(e) Immunogenitätsvorhersage
Nicht jedes präsentierte Peptid löst auch eine T-Zell-Antwort aus.
Deep-Learning-Modelle nutzen dafür:
physikochemische Eigenschaften (Ladung, Hydrophobizität, Struktur).
Ähnlichkeit zu Selbstantigenen (um Toleranz zu berücksichtigen).
TCR-Interaktionsmuster (AI-Modelle lernen Sequenzmuster, die TCRs eher erkennen).
3. Rolle der KI
Klassische Algorithmen konnten nur MHC-Bindung mit Motiven modellieren.
KI/Deep Learning geht weiter:
trainiert auf Millionen experimenteller Datenpunkte (z. B. IEDB-Datenbank).
berücksichtigt Konformationsänderungen und Kontextinformationen.
kann personalisiert auf individuelle HLA-Typen optimiert werden.
Beispiele:
NetMHCpan-4.1 (NN-basiert)
DeepHLApan (Deep Learning mit CNNs/RNNs)
MHCnuggets (LSTM-Netzwerke)
4. Anwendung in der Klinik
Pipeline: Patiententumor sequenzieren → AI-Modell identifiziert Kandidaten → Labortests bestätigen immunogene Neoepitope.
Einsatzfelder:
Krebsimpfstoffe (personalisiert, gegen die stärksten Neoantigene).
TCR-engineering (T-Zellen mit passenden TCRs gegen Neoantigene).
Prädiktion von Therapieansprechen (wer profitiert von Checkpoint-Inhibitoren).
🔑 Zusammenfassung: AI ermöglicht, aus Tausenden potenziellen Tumormutationen die wenigen Neoepitope zu identifizieren, die tatsächlich über MHC präsentiert und von T-Zellen erkannt werden. Damit wird eine präzise, personalisierte Immuntherapie möglich.
👉 Prozess auch als grafisches Schema mit den AI-Schritten (Mutation → Peptid → MHC-Bindung → Immunogenität)
Was sind Neoantigene und Epitope?
Neoantigene sind neue Antigene, die durch genetische Mutationen in Krebszellen entstehen. Im Gegensatz zu normalen Antigenen, die im gesunden Gewebe vorkommen, sind Neoantigene tumor-spezifisch und können vom Immunsystem als fremd erkannt werden. Sie spielen eine zentrale Rolle in der Krebsimmuntherapie, da sie als Ziele für personalisierte Impfstoffe oder T-Zell-Therapien dienen. Ein Epitop ist ein kleiner Abschnitt eines Antigens (meist ein Peptid aus 8–15 Aminosäuren), der spezifisch vom Immunsystem – insbesondere von T-Zellen – erkannt wird. Die Identifizierung von Epitopen in Neoantigenen ist entscheidend, um zu bestimmen, ob ein mutiertes Protein immunogen ist, d.h. eine Immunantwort auslösen kann. 8
Traditionelle Methoden der Epitop-Identifizierung
Traditionell wird die Epitop-Identifizierung durch Sequenzierung des Tumorgenoms (z.B. via Next-Generation-Sequencing) durchgeführt. Dabei werden…