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ein Kerker für Verrückte

  • Autorenbild: Martin Döhring
    Martin Döhring
  • vor 18 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit

Ein Wolf für alle Fälle – Episode: Hausordnung Paragraf 0

Ort: Dr. Falkensteins forensische Psychiatrie, irgendwo zwischen Saarbrücken und der deutschen Wirklichkeit.

Zeit: Unbestimmt, irgendwann nach dem letzten echten Untersuchungsausschuss.

Dauer: Ca. 45 Minuten (TV-Episode).

Szene 1: Ankunft in der Anstalt

Ein schwarzer Van fährt durch den Nebel. Martin, der Wolf, sitzt am Steuer, eine Zigarette im Maul, Sonnenbrille trotz Regen. Neben ihm liegt ein zerfledderter Notizblock mit der Aufschrift: „Recherche: Die Grenzen der Verantwortung“. Im Radio läuft „Highway to Hell“.

Martin (Voiceover): „Man sagt, die Wahrheit liegt irgendwo da draußen. Aber manchmal liegt sie in einer Akte, in Zimmer 309, zwischen einem Ethikkommissar mit Allmachtsfantasie und einem Bundesbanker mit Gottkomplex. Ich bin Martin, und das hier ist mein Fall.“

Der Van hält vor einer grauen Klinik mit hohen Mauern. Ein Schild am Tor: „Dr. Falkensteins Heilanstalt für Verantwortungsträger – Fortschritt durch Therapie.“ Martin steigt aus, schnuppert in die Luft.

Martin: „Riecht nach Desinfektionsmittel und schlechtem Gewissen.“

Dr. Falkenstein, silbernes Haar, weißer Kittel, empfängt ihn. Sein Lächeln ist so glatt wie seine Schuhe.

Dr. Falkenstein:„Herr Wolf, willkommen im Fortschritt. Hier therapieren wir nicht die Vergangenheit – wir reparieren sie.“Er deutet auf die Klinik, als wäre es ein Fünf-Sterne-Hotel.

Martin:„Ich suche Antworten, Doc. Nicht die nächste Staffel von ‚One Flew Over the Cuckoo’s Nest‘.“

Dr. Falkenstein:„Antworten? Oh, die haben wir hier. Aber Vorsicht – sie beißen.“

Szene 2: Station 7 – Der Fliesenleger

Martin betritt Station 7. Horst, ein bulliger Mann mit Fliesenleger-Weste, kniet vor einer Wand aus selbstgemalten Badfliesen. Jede Fliese zeigt ein... fragwürdiges Motiv.

Horst: „Das ist mein Familienporträt. Kunst, verstehen Sie? Das Jugendamt hat’s nie kapiert.“ Er lacht rau, hält Martin eine Fliese mit einem grinsenden Penis hin.

Martin: zieht eine Augenbraue hoch„Kunst, ja? Ich wette, die Mona Lisa weint gerade.“Er notiert etwas in seinen Block: „Horst – Fliesenleger mit fragwürdiger Muse.“

Horst erzählt von seinen „Sektabenden“ mit dem Jugendamt. Martin hört zu, kaut auf seiner Zigarette.

Martin:„Lassen Sie mich raten – Sie haben die Sachbearbeiter mit Mosaiken und Moscato bestochen?“Horst grinst stolz. Martin schüttelt den Kopf.„Kein Wunder, dass die Akten leer sind.“

Szene 3: Zimmer 214 – Günni, der Leichenwäscher

Martin klopft an Zimmer 214. Drinnen sitzt Günni, ein hagerer Mann, der ein Bettlaken streichelt und „Anna“ flüstert.

Günni:„Sie hat mich verraten. Mit dem Sargträger!“ Er wirft das Laken auf den Boden, dann hebt er es liebevoll wieder auf.

Martin:„Ein Dreiecksdrama mit Textilien? Das ist selbst für mich neu.“Er setzt sich, zündet eine neue Zigarette an.„Günni, warum nennen Sie sich ‚Künstler der letzten Berührung‘?“

Günni: mit glühenden Augen„Weil ich den Abschied perfekt mache. Jeder verdient eine letzte Würde!“Er zeigt Martin ein Fotoalbum mit... unappetitlichen Arbeitsproben.

Martin: schiebt das Album weg„Ich hab’s verstanden. Ihre Kunst gehört in eine Galerie – mit Stahltüren.“Notiz im Block: „Günni – Paartherapie mit Laken. Dringend Einzelzimmer.“

Szene 4: Die stillgelegte Kapelle

Martin schleicht in die Kapelle, die nach Weihrauch und Schuld riecht. Pfarrer Norbert kniet vor einem improvisierten Altar, murmelt Namen.

Martin:„Norbert, ich dachte, die Kirche hätte Sie entpflichtet.“Er setzt sich in eine Bank, die knarzt wie ein Geständnis.

Norbert:„Ich bin krank, Wolf. Geistlich krank.“ Er flüstert einen Namen, der Martin die Ohren spitzen lässt.„Aber die Kinder... sie waren so... empfänglich.“

Martin: knurrt leise„Empfänglich, ja? Ihre Gebete haben Aktenzeichen im Vatikan.“Er steht auf, wirft einen langen Schatten.„Ich bin kein Priester, Norbert. Aber ich kenne jemanden, der Geständnisse liebt – die Staatsanwaltschaft.“Notiz: „Norbert – Beichte dringend an Dritte weiterleiten.“

Szene 5: Sondertrakt – Die Richter

Im Sondertrakt herrscht Chaos. Ein Richter, mit imaginärer Robe, hält „Gericht“ über einen Koch, der die Suppe versalzen hat. Ein anderer schreibt Durchsuchungsbefehle für eine Zimmerpflanze.

Richter 1:„Schuldig! Zwei Wochen ohne Nachtisch!“Er schlägt mit einem Löffel auf den Tisch.

Martin:„Beeindruckend. Haben Sie auch mal Recht gesprochen, oder nur Pflanzen verurteilt?“Die Richter ignorieren ihn, streiten über Paragrafen, die es nicht gibt.

Martin (Voiceover):„Diese Typen sind immun – gegen Gesetze, Moral und gesunden Verstand. Kein Wunder, dass Falkenstein sie gegeneinander hetzt.“

Szene 6: Der Neue – Der Beamte

Ein schwarzer Mercedes mit Blaulicht hält vor der Klinik. Ein hoher Beamter wird eingeliefert, bleich wie ein Untersuchungsausschuss-Protokoll. Dr. Falkenstein führt ihn zu Zimmer 309.

Dr. Falkenstein:„Realitätsverlust nach langjährigem Kontakt mit Wahrheit. Klassischer Fall.“Er zwinkert Martin zu.„Zwischen dem Ethikkommissar und dem Bundesbanker wird er sich wohlfühlen.“

Martin:„Wohlfühlen? Doc, Ihre Klinik ist wie ein Zoo für gebrochene Seelen.“Er schnuppert am Beamten.„Und dieser Typ riecht nach Aktenvernichtern und Alibi-Berichten.“

Szene 7: Showdown – Martins Bericht

Martin sitzt in seinem Van, tippt auf einer alten Schreibmaschine. Im Hintergrund die Klinik, erleuchtet wie ein Albtraum.

Martin (Voiceover):„Dr. Falkenstein sagt, er lässt sie ihre Realität ausleben. Der Fliesenleger baut für Gott, der Leichenwäscher liebt sein Laken, der Pfarrer beichtet sich selbst, und die Richter verhaften die Suppe. Aber ich? Ich nehme die Wahrheit mit – und ein paar Namen für die Staatsanwaltschaft.“Er zündet eine Zigarette an, fährt los. Im Radio: „Sympathy for the Devil“.

Martin:„Fortschritt, Doc? Vielleicht. Aber manchmal muss man die Vergangenheit ausgraben, bevor man sie heilen kann.“

Fade to black. Abspann.

Ende der Episode

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Martin Döhring
Martin Döhring
vor 18 Stunden

Ergänzungsszenen für „Ein Kerker voller Verrückter“ aus „Ein Wolf für alle Fälle“

Die folgenden Szenen erweitern die düster-satirische Atmosphäre der Irrenanstalt von Dr. Falkenstein und vertiefen die Parabel auf Bürokratie, Moralverfall und kollektives Wegschauen. Jede Szene ist im Ton der Kultserie verankert, mit einem Fokus auf skurrile Charaktere und gesellschaftskritische Spitzen.

Station 5: Herr Bleck, der versicherte Kleptomane

Herr Bleck, ehemals Sachbearbeiter bei der Versicherung „Garantia Leben AG“, leidet unter fortgeschrittener Kleptomanie mit Rechtfertigungszwang. Er stiehlt alles – Akten, Teebeutel, Thermometer, gelegentlich auch Identitäten. „Ich habe es ja versichert“, sagt er und stopft sich eine Fernbedienung in die Socke. Wenn er dabei erwischt wird, stellt er einen Schadensbericht an sich selbst aus – und fordert Erstattung. Regieanweisung: Bleck sitzt in…

Edited
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