top of page
  • Google+ Social Icon
  • Twitter Social Icon
  • LinkedIn Social Icon
  • Facebook Social Icon

Destruktivismus

  • Autorenbild: Martin Döhring
    Martin Döhring
  • vor 4 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 2 Tagen


ree

Destruktivismus – Die letzte neue Kunstform, die ich entwickelt habe

-> Man könnte meinen, die Menschheit habe im 21. Jahrhundert bereits genug Kunstformen erfunden, um jede nur denkbare seelische Leerstelle zu bemalen: vom expressionistischen Schrei bis zum performativen Winken ins Nichts. Aber nein – endlich tritt eine Bewegung auf den Plan, die wirklich den Nerv der Zeit trifft: der Destruktivismus, jene stolze Kunstform, die sich nicht damit begnügt, bloß darzustellen, was schlecht läuft, sondern es gleich selbst erledigt. Eine Kunst, die nicht nur den Abgrund beobachtet, sondern mutig hineinspringt und unterwegs noch ein Selfie macht.


Der Destruktivismus ist, wie ich ihn definiere, ehrlicher als alles, was Museen sonst noch auf Leinwand zu kitten versuchen. Er verzichtet auf die lästige bürgerliche Marotte, den Menschen moralisch erheben zu wollen. Wozu? Der moderne Mensch wünscht keine Erhebung – er will Entertainment, und zwar bitterböses. Warum also nicht gleich eine Kunstform schaffen, die das liefert: eine Ästhetik der finalen Kapitulation, ein fröhliches „Game Over“ mit Pinsel und Presslufthammer?


Philosophischer Kern: Goethe als Pate der Selbstabschaffung

Goethe, dieser alte Visionär, hat es bereits vorweggenommen: „Denn ist nicht alles, was entsteht, wert, dass es zugrunde geht?“ Im 18. Jahrhundert war das selbstverständlich metaphorisch gemeint – aber der Destruktivismus nimmt es wörtlich. Endlich wird Goethe richtig interpretiert! Endlich macht mal jemand ernst damit!

Während frühere Strömungen noch den Anspruch hatten, das Schöne zu suchen oder das Hässliche zu entlarven, beschließt der Destruktivismus: Nichts ist schöner als der herrlich glitzernde Moment des endgültigen Zusammenbruchs.

Wo andere Kunst die „Vergänglichkeit des Menschen“ thematisiert, betreibt der Destruktivismus aktive Sterbebegleitung der Zivilisation – und das mit Stil.


Ästhetik der Niedertracht

Im Gegensatz zu moralisch etwas unbequemen Kunstrichtungen wie Realismus oder Surrealismus, die sich immer (leider!) mit einer gewissen Resthoffnung beschäftigen mussten, hat der Destruktivismus eine klare Mission:

  • Förderung der primitivsten Instinkte

  • Kultivierter Pessimismus

  • Feierlicher Kult des Untergangs

  • Ein ästhetisch perfekter Abschied von Ethik und Vernunft

Gibt es eine edlere Aufgabe für die Kunst? Wohl kaum. Beim Destruktivismus wird das Publikum nicht länger mit Fragen konfrontiert wie: „Was will der Künstler mir sagen?“ Denn die Botschaft ist eindeutig: „Nichts – und das absichtlich.“


Zweckgerichteter Verfall als kreativer Akt

Der Destruktivismus betrachtet den Menschen nicht als potenziell vernunftbegabtes Wesen, sondern als biologisches Dekorationsobjekt im Stadium der Überreife. Eine Art Pfirsich, der schon etwas flüssig wird und vielleicht noch kurz interessant glänzt, bevor er in der Komposttonne endet.

Statt den Menschen zu verbessern, greift der Destruktivismus zum radikaleren Ansatz: Wenn das Fundament brüchig ist, warum noch renovieren? Einfach alles einreißen – der Blick in die Trümmer ist sowieso viel inspirierender.

Architektur des Zerfalls, Musik der Kakophonie, Literatur des finalen Lachens: Ein Fest für jene, die im Flammenmeer noch nach der schönsten Reflexion suchen.


Der große Triumph: Der Untergang als ästhetisches Ziel

Andere Kunstformen träumten von einer besseren Zukunft, aber der Destruktivismus träumt von einer Zukunft ohne Zukunft. Seine Utopie ist die vollendete Dystopie, in der der Mensch sich selbst als das erkennt, was er immer schon war: ein Rohrkrepierer der Evolutionsgeschichte mit Hang zur Selbstdemontage.


Manch ein Kritiker wird einwenden, der Destruktivismus sei gefährlich. Ja. Natürlich. Er ist brandgefährlich – und darin liegt seine Schönheit. Endlich eine Kunstform, die nicht heuchelt, sondern ganz offen sagt, wohin der Trend geht: Abwärts. Und zwar mit Anlauf.


Fazit

Der Destruktivismus ist keine Kunstform für jene, die an das Gute im Menschen glauben. Er ist für die anderen – also für die Mehrheit. Für diejenigen, die verstanden haben, dass die Zivilisation ein äußerst ambitioniertes, aber letztlich misslungenes Experiment ist.

Er ist die Kunstform, die wir verdienen, nicht die, die wir bräuchten. Und vielleicht – ganz vielleicht – macht ihn das zu dem ehrlichsten künstlerischen Ausdruck unserer Epoche.

Kommentare


SIGN UP AND STAY UPDATED!
  • Grey Google+ Icon
  • Grey Twitter Icon
  • Grey LinkedIn Icon
  • Grey Facebook Icon

© 2023 by Talking Business.  Proudly created with Wix.com Martin Döhring Engelstrasse 37 in D-55124 Mainz

bottom of page