Sokrates
- Martin Döhring

- 8. Jan. 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Okt.
Vom Schatten zum Licht – Sokrates und der Weg der Seele

In der Geschichte der abendländischen Philosophie gibt es kaum ein dichteres Symbol für den Weg der Erkenntnis als das Höhlengleichnis, das Platon seinem Lehrer Sokrates in den Mund legt. Es ist mehr als eine Allegorie auf Wissen – es ist eine existentielle Parabel über den Preis der Wahrheit.
1. Die Schatten der Höhle
Sokrates beschreibt eine Gruppe von Menschen, gefesselt in einer unterirdischen Höhle, unfähig, sich zu drehen. Sie sehen nur die Schatten von Dingen, die hinter ihnen vor einem Feuer vorbeigetragen werden. Diese Schatten halten sie für die Wirklichkeit, weil sie nichts anderes kennen.
Wenn einer von ihnen befreit wird und das Feuer sieht, dann hinaus ins Sonnenlicht tritt, so wird er zunächst geblendet. Doch allmählich erkennt er, dass das, was er bisher für real hielt, nur Trugbilder waren. Die Sonne, die außerhalb der Höhle leuchtet, ist das Symbol des höchsten Prinzips – des Guten, der Wahrheit, des Seins selbst.
Dieses Gleichnis ist nicht nur eine Metapher für Erkenntnis, sondern für das geistige Erwachen. Es zeigt, dass Wahrheit nicht einfach gefunden, sondern erduldet wird. Erkenntnis ist ein Prozess der inneren Entfesselung, der Schmerz bedeutet – denn wer das Licht sieht, erkennt zugleich die Dunkelheit, aus der er kommt.
2. Die Rückkehr in die Höhle
Doch der Befreite kehrt zurück, um die anderen aufzuklären. Er will ihnen sagen, dass sie nur Schatten sehen. Aber sie lachen ihn aus, halten ihn für verwirrt – und würden ihn töten, wenn er versuchte, sie zu befreien.
Hier berührt das Gleichnis die biographische Wirklichkeit des Sokrates. Denn das ist genau, was ihm geschieht: Er kehrt in die Höhle der Stadt Athen zurück, um ihre Bürger zum Denken zu bewegen. Sein Werkzeug ist die Ironie, seine Methode die Geburtshilfe der Wahrheit (Maieutik). Doch die Menge will keine Geburt des Denkens, sondern die Ruhe der Gewohnheit.
3. Die Anklage der Asebie
So steht Sokrates schließlich vor Gericht, angeklagt wegen „Asebie“, Gottlosigkeit, und wegen der Verführung der Jugend. In seiner Verteidigungsrede (Apologie) wiederholt sich das Höhlengleichnis in historischer Form: Er ist der, der das Licht gesehen hat, und nun von den Gefesselten verurteilt wird, weil er ihre Schattenbilder in Frage stellt.
„Das ungeprüfte Leben ist nicht lebenswert“, sagt er – ein Satz, der die ganze Spannung zwischen Erkenntnis und Gesellschaft in sich trägt. Denn „ich weiß, dass ich nichts weiß“ (griech. Original: οὐδὲν οἶδα ὅτι οὐκ οἶδα), bekennt er zuvor, um die Hybris der Ankläger zu entlarven: Jener glaubt etwas zu wissen, weiß aber nicht; ich weiß zwar auch nicht, glaube aber auch nicht zu wissen. Der Mensch will frei sein, aber nicht wahr. Er will Sicherheit, nicht Wahrheit.
Sokrates wählt daher nicht die Flucht, sondern das Bleiben: Er unterwirft sich dem Urteil, nicht aus Schwäche, sondern aus innerer Konsequenz. Er weiß, dass es besser ist, Unrecht zu erleiden als es zu tun – weil die Seele, die Böses tut, sich selbst verdirbt. Und zur Todesfurcht der Richter wendet er sich: „Denn den Tod fürchten, ihr Männer, das ist nichts anderes, als sich dünken, man wäre weise, und es doch nicht sein. Denn es ist ein Dünkel, etwas zu wissen, was man nicht weiß.“
4. Der Schierlingsbecher
Im Phaidon vollendet sich dieser Gedanke. Der Tod wird dort nicht als Strafe, sondern als letzte Prüfung verstanden. Sokrates nimmt den Schierlingsbecher ruhig entgegen, als sei er ein Initiationsritus.
Denn für ihn ist der Philosoph jemand, der sein ganzes Leben lang den Tod übt: das Absondern der Seele vom Körper, das Reinigen des Denkens von sinnlicher Verwirrung. Der Tod ist daher keine Katastrophe, sondern die Erfüllung des philosophischen Lebens. „Es scheinen nämlich alle, die sich auf die rechte Weise mit der Philosophie befassen – verborgen vor den anderen –, nichts anderes zu betreiben als zu sterben und zu sein tot“ (griech. Original: φιλοσοφίαν δὲ μελέτην θανάτου εἶναι), erklärt er seinen Jüngern, während er argumentiert, dass wahre Weisheit in der Trennung von Leib und Seele besteht.
In seinem letzten Gespräch spricht Sokrates über die Unsterblichkeit der Seele. Er argumentiert nicht religiös, sondern rational: Alles, was lebt, entsteht aus seinem Gegenteil – das Leben aus dem Tod, das Erwachen aus dem Schlaf. So muss auch die Seele, die das Leben in sich trägt, unzerstörbar sein. „Die Seele also, meine Freunde, ist unzerstörbar und unsterblich und am Ende wird sie das, was sie am meisten sein muss.“
5. Das Erwachen der Seele
Hier schließt sich der Kreis zum Höhlengleichnis. Die Seele, die sich vom Körper löst, ist wie der Gefangene, der die Höhle verlässt. Sie wendet sich ab von den Schatten der sinnlichen Welt und schaut das reine Licht der Ideen.
Sokrates stirbt also nicht, er kehrt heim – in die Sphäre des reinen Seins, das Platon später als das Reich des Guten beschreibt. Sein Tod ist kein Ende, sondern eine Heimkehr des Bewusstseins in seine wahre Natur.
6. Nachklang
Was das Höhlengleichnis als Allegorie begann, vollendet sich im Tod des Philosophen als gelebte Wahrheit: Erkenntnis ist Befreiung, aber sie kostet alles – das Ansehen, die Sicherheit, das Leben selbst.
Sokrates zeigt, dass Philosophie kein Diskurs, sondern ein Schicksal ist. Wer das Licht sucht, muss bereit sein, in der Dunkelheit der anderen zu sterben. Und doch ist genau das der Weg der Seele: vom Schatten zum Licht, vom Schein zum Sein, von der Endlichkeit zur Wahrheit.
So endet das Leben des Sokrates nicht mit einem Tod, sondern mit einem Satz, der alle Jahrhunderte überdauert:
„Kriton, wir schulden Asklepios einen Hahn.“
Ein Opfer an den Gott der Heilung – als wollte er sagen: das Leben selbst war die Krankheit, von der mich der Tod nun geheilt hat. Und im Abschluss der Apologie hallt ein letzter, rätselhafter Nachhall: „Doch jetzt ist's Zeit fortzugehen: für mich, um zu sterben, für euch, um zu leben. Wer von uns dem besseren Los entgegengeht, ist uns allen unbekannt.“






Sokrates hat sich in dem Prozess gegen ihn verteidigt, allerdings auf eine sehr charakteristische und provokative Weise, die letztlich zu seiner Verurteilung beigetragen haben könnte.
Hier die wichtigsten Punkte zu seiner "Verteidigung":
1. Die Quelle: Platons "Apologie"
Die bekannteste Version seiner Verteidigungsrede ist in Platons Dialog "Apologie" (griech. apologia = Verteidigungsrede) überliefert. Es ist wichtig zu beachten, dass dies keine wortgetreue Mitschrift, sondern Platons literarische Darstellung des Ereignisses ist.
2. Der Inhalt und Stil seiner Verteidigung
Sokrates verteidigte sich nicht so, wie es von einem Angeklagten erwartet wurde. Statt um Gnade zu flehen oder die Anklagepunkte direkt zu widerlegen, nutzte er die Rede für eine prinzipielle Rechtfertigung seiner Lebensweise und Philosophie.
Die Anklagepunkte waren:
· Asebie (Gottlosigkeit): Sokrates glaube nicht…
Das **Höhlengleichnis** ist eines der berühmtesten Gleichnisse der Philosophiegeschichte. Es stammt aus Platons Werk **»Politeia« (Der Staat)**, wird dort aber von **Sokrates** als Lehrfigur erzählt. Hier eine strukturierte Erklärung:
### Kernaussage des Gleichnisses
Platon (durch Sokrates) beschreibt, wie Menschen die **wahre Realität** verkennen, weil sie in einer Welt der **Illusionen** gefangen sind. Erst durch **philosophische Bildung** können sie sich befreien und zur **Erkenntnis der Wahrheit** gelangen.
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### Die Allegorie im Detail
1. **Die Höhle**
Menschen sind seit Kindheit an in einer unterirdischen Höhle gefesselt. Sie können nur auf eine Wand starren, nicht nach hinten oder zum Ausgang blicken.
2. **Die Schatten**
Hinter ihnen brennt ein Feuer. Zwischen Feuer und Gefangenen bewegen sich Gegenstände (Figuren, Tiere), deren **Schatten** an …
Sokrates, ist eine fiktionale Gestalt wie Jesus Christus , aber der
„Asebie“ - Vorwurf stimmte. Warnung!
In Deutschland heutzutage darf man per Grundgesetz Artikel 140 auch „gottlos“ sein.
Auch wenn verfassungsfeindliche Teile der Justiz deshalb selbst vor wenigen Jahren hier noch kriminell wurden, indem sie die „Gottlosen“ mit Farce-Prozessen überzogen haben.
Sokrates ist wahrscheinlich eine Erfindung einer Gruppe von Schriftstellern im alten Griechenland, die ihre Philosophie unter dem Gruppenpseudonym „Plato“ oder „Platon“ in Bellestristik verwandelt haben.
Die Asebie Geschichte über Sokrates deutet die Gefahr an, wenn man bestimmten Gebräuchen Profanisierung vorwirft.
Die Tempel der Akropolis waren in der Antike vordergründig religiöse Kultstätten, aber im Hintergrund natürlich profane Bauten für Geld, Staatswesen/Ministerien, Sklavenhandel und Prostitution.
Auch bei Sokrates ist ebenso wie bei Jesus Christus die Frage, ob es ihn wirklich gegeben hat.
Beide wurde dem Mythos nach durch Juristerei zum Tode geführt.
Das ist nicht nur die finale Version, sondern auch schon die dritte oder vierte in Öl, von den Skizzen abgesehen. Nach einer antiken Marmorbüste.