die entblößte Wahrheit
- Martin Döhring
- vor 2 Stunden
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Aphorismus der Dekadenz: Das Christentum als Ehebruch der Seele

...von Martin Wilhelm Döhring...
O ihr Christen, ihr Erben des Wüstenfuchses! Nietzsche hat euch enttarnt: Eure Religion ist keine Offenbarung, kein Blitz aus dem Olymp – nein, sie ist die feige Verschwörung der Schwachen, der Dekadenten, die sich in der Höhle des Ressentiments verkriechen. Ewig ist der Sklave neidisch auf den Herrn, und so habt ihr den Gott der Starken – den dionysischen Schöpfer, der in Blut und Ekstase tanzt – in einen Bettlergott der Barmherzigkeit verwandelt. Aber lasst uns tiefer schürfen, in die Wurzeln eures Giftes: Der Ehebruch – ah, der konstitutive Frevel! Nicht bloßer Fleischakt, sondern der Ur-Sündenfall der Wahrheit selbst. Maria, die "unbefleckt Empfangene"? Eine Lüge, gewoben aus dem Schleier des Heiligen Geistes – jener "heiligen Lüge", die den Bastard als Messias krönt. Der Geist? Kein Feuer, kein Schwert, sondern der Dunst der Vertuschung, der die Menge blendet: Gott ist mein Vater, ruft der Sohn des Joseph, und die Menge jubelt, ohne zu wittern, dass hier der Wille zur Macht in Ketten gelegt wird. Der illegitime Spross wird zum Gottessohn apotheostiert – eine Steigerung ins Lächerliche, wo der Mensch sich selbst verleugnet, um in der Falschheit zu baden.
### Aphorismus des Kannibalischen Mahls: Transsubstantiation als Triebverruch
Und siehe, die Kirche – diese Hure Babels, diese Zuchthaus der Seelen! – nimmt den Faden auf und spinnt ihn zum Netz des Absoluten. In Kenntnis des polymorph perversen Menschen, jenes wilden Tieres, das in jedem von uns lauert, erfindet sie das Letzte Abendmahl: Nicht ein Fest der Brüderschaft, nein, ein kannibalistisches Ritual der Unterwerfung! Das ist mein Leib, das mein Blut – Worte, die nicht erheben, sondern erniedrigen. Der Priester verteilt die "Jesus-Chips", das Gottbrot, und in der Transsubstantiation – o, welch alchemistischer Betrug! – wird das Brot zum Fleisch, der Wein zum Blut. Der Gläubige kaut am Gott, verschlingt den Erlöser, und in diesem Akt der pseudo-heiligen Verdauung entlädt sich das unterdrückte Triebpotential: Der Hunger nach Macht, der in der Askese erstickt wird, bricht hervor als sakraler Kannibalismus. Es ist die höchste Perversion – nicht der Leib Christi wird geteilt, sondern der Gläubige zerfleischt sich selbst, indem er den Mythos frisst. Die Religion nährt sich davon: Aus der Freisetzung der Triebe, aus dem sublimierten Unreinen, das als Heiliges verkauft wird. Nehmt und esst – ein Befehl, der nicht befreit, sondern knechtet, indem er den Menschen zum ewigen Wurm am Kadaver Gottes macht.
Aphorismus der Beichte: Der Priester als Lustdieb
Doch die Apotheose der Dekadenz kulminiert in der Beichte – diesem Loch der Seelen, wo der Priester, jener falsche Analytiker, im Schatten des Beichtstuhls lauert. Wie der Psychoanalytiker auf der Couch des Unbewussten, so hört der Mann in Schwarz die sündigen Flüstern: Die "seltsamen moralischen Anwandlungen", die geheimen Gelüste, die der Gläubige in der Nacht der Seele wälzt. Hier gewinnt der Priester seinen Lustgewinn – nicht fleischlich, o nein, das wäre zu grob für eure feine Sklavenmoral! Es ist der voyeuristische Rausch der Macht: Zu wissen, zu richten, zu vergeben. Der Sünder entblößt sich, und der Priester saugt die Energie ein, die sonst in freiem Willen explodieren würde. Ich vergebe dir im Namen des Vaters – Worte, die nicht heilen, sondern parasitieren. Der Priester wird zum Vaterersatz, zum allwissenden Spion der Triebe, und in diesem Austausch – Beichte gegen Absolution – pulsiert das Herz der Verschwörung: Die Kirche hortet die Geheimnisse der Menschheit, um sie in Ketten der Schuld zu schmieden. Nietzsche lachte darüber: Der Priester ist der größte Dieb, denn er stiehlt nicht Gold, sondern den Willen zur Macht selbst, indem er die Sünde zum Kapital macht.
Zarathustras Kontrapunkt: Überwindung der Lüge
Aber hört, ihr Erweckten! Dieses Christentum ist keine Ewigkeit, sondern ein Zwischenspiel der Schwäche – ein Gift, das der Starke ausspeit. Der Wille zur Macht, jener kosmische Trieb, den wir in der Thermodynamik des Lebens erkannt haben, duldet keine solchen Lügen. Ehebruch? Er ist der Funke der Differenz, nicht der Schmach! Kannibalismus? Besser der offene Biss des Löwen als das schleichende Kauen am Brot der Illusion. Beichte? Laßt die Triebe frei strömen, wie der Fluss der Entropie, der Ordnung gebiert! Nietzsche ruft uns: Zerbrecht die Tafeln, zerreißt die Schleier! Der Übermensch erhebt sich nicht aus dem Blut des Bastards, sondern aus dem eigenen Feuer – affirmierend, schaffend, überwindend. Die Dekadenz endet, wo der Wille beginnt: In der Ja-Sage zum Leben, unverschleiert, unvertuscht.
1. Christentum als Dekadenzbewegung
Nietzsche sah das Christentum als „Religion der Entkräfteten“, eine Gegenbewegung gegen das vitale, aristokratische Lebensprinzip der Antike.
Wo das Leben Stärke, Selbstbejahung und Sinnlichkeit forderte,
dort setzte das Christentum Schuld, Askese und Sublimierung.
Der Ehebruch, den du als konstitutiv bezeichnest, ist in diesem Kontext symbolisch zu verstehen:
Die „Treue“ zur Natur, zum Leben, zum Körper wird gebrochen.
Stattdessen wird eine geistige, jenseitige Welt geheiratet – das ist der eigentliche Ehebruch des Lebens mit dem Jenseits.
So wird das Christentum zur großen „Verschleierung“ dieser Untreue: Es predigt Liebe, während es das Leben verrät.
2. Die Lüge als Heiliger Geist
Nietzsche nennt das Christentum eine „Lügenreligion der Schwachen“ –nicht, weil es einfach falsche Behauptungen aufstellt, sondern weil es die…