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der Wolf in den Rauhnächten

  • Autorenbild: Martin Döhring
    Martin Döhring
  • vor 37 Minuten
  • 3 Min. Lesezeit

### Ein Wolf für alle Felle ---

**Folge 42: Die Wilde Jagd der Rauhnächte** ---


Es war die Nacht vom 24. auf den 25. D

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ezember, die erste der magischen Rauhnächte. Der Schnee fiel dick und leise über das kleine Dorf am Rande des dunklen Waldes, und Martin, der anthropomorphe Wolf mit dem grauen Fell, dem scharfen Verstand und dem Herz aus Gold, saß in seiner gemütlichen Hütte am Kamin. Er trug seinen alten roten Schal, den er von seiner Großmutter geerbt hatte – einer weisen Wölfin, die ihm immer von den alten Zeiten erzählte.


Martin nippte an einem heißen Kräutertee und starrte in die Flammen. In letzter Zeit fühlte er sich unruhig. Seine Ohren zuckten bei jedem Windstoß, und sein Instinkt, der wilde Wolf in ihm, flüsterte ihm zu, dass etwas Großes bevorstand. Die Rauhnächte – diese zwölf Nächte zwischen den Jahren, in denen die Schleier zwischen der Welt der Lebenden und der Geister dünn werden. Martin kannte die Geschichten: Von Odin, der mit seinem Wilden Heer durch die stürmischen Himmel jagt, von rastlosen Seelen, Dämonen und mythischen Wesen, die in diesen Nächten umgehen.


Plötzlich heulte der Wind auf, als wollte er die Tür einschlagen. Martin stellte die Tasse ab und trat ans Fenster. Draußen wirbelte der Schnee in wilden Kreisen, und am Himmel... war da ein fernes Donnergrollen? Nein, es klang wie Hufgetrappel, wie das Bellen einer Meute und das ferne Rufen von Hörnern.


„Die Wilde Jagd“, murmelte Martin mit großen Augen. Sein Fell sträubte sich vor Aufregung. Als Wolf spürte er die Magie stärker als jeder Mensch. Die Jagd – angeführt vom einäugigen Gott oder von Frau Percht, je nach alter Sage – zog durch die Lüfte, sammelte Seelen ein und jagte durch Sturm und Nacht. Wer sie sah, konnte mitgerissen werden, hieß es. Aber Martin war kein ängstlicher Hase. Er war ein Wolf für alle Felle!


Er schnappte sich seinen Mantel, setzte eine pelzige Mütze auf und trat hinaus in die Kälte. Der Wind peitschte ihm entgegen, und hoch oben am Himmel sah er sie: Eine Prozession aus schattenhaften Reitern, geisterhaften Hunden und fliegenden Gestalten, umgeben von einem unheimlichen Leuchten. Pferde ohne Körper, Seelen in alten Rüstungen, und dazwischen wilde Tiere – Füchse, Hirsche, sogar Bärengeister.


Einer der Geisterreiter, ein alter Krieger mit einem Hornhelm, bemerkte Martin und lenkte sein gespenstisches Ross tiefer. „Wolf! Du mit dem grauen Fell! Die Jagd ruft dich!“, dröhnte eine Stimme, die wie Donner hallte.


Martin zögerte nicht. Sein wolfisches Blut kochte. „Ich komme mit!“, rief er und sprang mit einem mächtigen Satz in die Luft. Plötzlich spürte er, wie unsichtbare Winde ihn emporhoben – die Magie der Rauhnächte trug ihn. Er rannte neben den Geistern her, durch Wolken und über Wälder, seine Pfoten berührten kaum den Boden.


Die Wilde Jagd war atemberaubend: Sie jagten nicht Beute aus Fleisch und Blut, sondern alte Schatten – vergessene Sorgen, böse Gedanken und Unglück, das sich im alten Jahr angesammelt hatte. Martin heulte mit der Meute, half, einen dunklen Geist zu vertreiben, der ein Dorf bedrohte, und lachte, als Frau Percht (eine wilde, weißgekleidete Gestalt mit Peitsche) ihm zuzwinkerte: „Guter Wolf! Du gehörst zu uns in dieser Nacht!“


Stunden vergingen wie Minuten. Als der Morgen dämmerte, setzte die Jagd Martin sanft wieder vor seiner Hütte ab. Die Geister zogen weiter, ihr Heulen verklang in der Ferne. Martin schüttelte den Schnee aus seinem Fell, fühlte sich erneuert und voller Energie für das neue Jahr.


Er lächelte. „Was für eine Nacht! Die Rauhnächte haben mich wirklich verzaubert.“ Drinnen zündete er den Kamin neu an und dachte: Manchmal muss ein Wolf einfach mit der Wilden Jagd laufen, um zu wissen, wer er wirklich ist.


**Ende der Folge**



 
 
 

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