top of page
  • Google+ Social Icon
  • Twitter Social Icon
  • LinkedIn Social Icon
  • Facebook Social Icon

Autismus-Spektrum-Störungen: multifaktorielle Pathogenese

  • Autorenbild: Martin Döhring
    Martin Döhring
  • 22. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit

ree

### Molekulare Biologische Gründe für Autismus-Spektrum-Störungen (ASD)


Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) sind eine Gruppe neuroentwicklungsbedingter Erkrankungen, die durch Herausforderungen in der sozialen Interaktion, Kommunikation und repetitiven Verhaltensmustern gekennzeichnet sind. Die Ursachen sind multifaktoriell und umfassen eine komplexe Interaktion aus genetischen, epigenetischen, umweltbedingten und immunologischen Faktoren. Es gibt keine einzelne "Ursache" für Autismus, sondern eher eine Ansammlung molekularer Mechanismen, die die neuronale Entwicklung, Synapsenbildung und Signalübertragung im Gehirn beeinflussen. Auf molekularer Ebene spielen Mutationen in Genen, epigenetische Modifikationen und gestörte Signalwege eine zentrale Rolle. Diese Prozesse führen oft zu Veränderungen in der Gehirnentwicklung, wie z. B. einer abnormalen Neuronenvernetzung oder einer Dysbalance in Neurotransmittern. Im Folgenden erkläre ich die wichtigsten molekularbiologischen Gründe detailliert, basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen (Stand 2025).


#### 1. Genetische Faktoren: Mutationen und Varianten als Kernursache

Die Mehrzahl der ASD-Fälle (ca. 80–90 %) hat eine starke genetische Komponente, oft durch eine Kombination aus erblichen und de-novo-Mutationen (neu entstandene Mutationen bei der Keimzellentwicklung). Diese Mutationen betreffen Gene, die für die neuronale Entwicklung, Synapsenbildung und Zelladhäsion verantwortlich sind.


- De-novo-Mutationen und Kopienzahl-Variationen (CNVs): Viele ASD-assoziierte Mutationen entstehen spontan und betreffen Gene wie CHD8 (Chromatin-Helicase-DNA-Binding-Protein 8), das an der Chromatin-Remodellierung beteiligt ist. CHD8 reguliert die Genexpression während der embryonalen Gehirnentwicklung; Mutationen führen zu einer Dysregulation von Hunderten von Zielgenen, was zu abnormaler Neuronenproliferation und -Migration führt. Ähnlich spielen CNVs – Deletionen oder Duplikationen von DNA-Abschnitten – eine Rolle, z. B. am 16p11.2-Lokus, der Gene wie SHANK3 (ein Synapsen-Scaffold-Protein) enthält. SHANK3-Mutationen stören die Synapsenstruktur, was zu einer reduzierten synaptischen Plastizität (Lernfähigkeit der Neuronen) führt.


- Polygene Risikofaktoren: ASD ist polygen, d. h. viele gängige genetische Varianten (SNPs – Single Nucleotide Polymorphisms) tragen zum Risiko bei. Genome-weite Assoziationsstudien (GWAS) haben Loci identifiziert, die mit Genen wie NRXN1 (Neurexin 1) assoziiert sind, das an der Synapsenbildung beteiligt ist. Mutationen hier führen zu einer gestörten Glutamat-Signalübertragung, einem Schlüsselneurotransmitter für Lernen und Verhalten.


- Seltene, hochpenetrierende Mutationen: Gene wie PTEN (Phosphatase and Tensin Homolog) oder TSC1/TSC2 (Tuberous Sclerosis Complex) sind betroffen. PTEN-Mutationen führen zu einer Überaktivierung des mTOR-Signalwegs (mammalian Target of Rapamycin), der Zellwachstum und -Proliferation reguliert. Dies resultiert in makrozephalen Köpfen (vergrößertes Gehirn) und neuronaler Übervernetzung, was typisch für einige ASD-Formen ist.


Diese genetischen Veränderungen stören oft die Balance zwischen exzitatorischen (Glutamat) und inhibitorischen (GABA) Neuronen, was zu einer "exzitatorisch-inhibitorischen Dysbalance" führt – einer Hypothese, die viele ASD-Symptome erklärt, wie sensorische Überempfindlichkeit oder soziale Defizite.


#### 2. Epigenetische Mechanismen: Regulation der Genexpression

Epigenetik beschreibt Veränderungen der Genaktivität ohne Änderung der DNA-Sequenz selbst. Bei ASD spielen epigenetische Modifikationen eine Rolle, die durch Umwelteinflüsse ausgelöst werden können.


- DNA-Methylierung und Histon-Modifikationen: Viele ASD-Risikogene zeigen abnormale Methylierungsmuster, z. B. am MECP2-Gen (Methyl-CpG-Binding Protein 2), das beim Rett-Syndrom (einer ASD-ähnlichen Störung) mutiert ist. MECP2 bindet methylierte DNA und reguliert die Expression von Genen für neuronale Maturation. Hypomethylierung führt zu einer Über- oder Unterexpression von Zielgenen, was die Synapsenentwicklung beeinträchtigt. Histon-Acetylierung (z. B. durch HDAC-Enzyme) moduliert die Chromatinstruktur; Störungen hier verursachen eine fehlerhafte Genaktivierung während kritischer Entwicklungsfenster.


- Nicht-kodierende RNAs: MicroRNAs (miRNAs) wie miR-137 regulieren die Expression von ASD-assoziierten Genen. Mutationen in miRNA-Bindungsstellen führen zu einer Dysregulation von Netzwerken für Synapsenbildung und Neurotransmitter-Signaling.


Epigenetische Veränderungen sind oft reversibel und können durch Umwelteinflüsse (z. B. pränatale Stress) verstärkt werden, was die genetische Prädisposition moduliert.


#### 3. Gestörte Molekulare Signalwege

Auf zellulärer Ebene führen die genetischen und epigenetischen Veränderungen zu Dysfunktionen in Schlüssel-Signalwegen, die die Gehirnentwicklung steuern.


- Synaptische und Neuronale Signalwege: Gene wie NLGN3/4 (Neuroligine) und NRXN1 bilden Synapsen-Komplexe. Mutationen stören die Glutamat-Rezeptor-AMPA- und NMDA-Signaling, was zu einer reduzierten Langzeit-Potenzierung (LTP) führt – einem Mechanismus für Lernen und Gedächtnis.


- mTOR- und Wnt-Signalwege: Überaktivierung von mTOR (durch PTEN- oder TSC-Mutationen) führt zu abnormalem Zellwachstum und Dendritenbildung. Der Wnt-Weg, der Zellproliferation reguliert, ist bei ASD oft dysreguliert, was zu einer veränderten Neurogenese (Neubildung von Neuronen) führt.


- Immun- und Entzündungswege: ASD wird mit neuroinflammatorischen Prozessen assoziiert. Gene für Zytokine (z. B. IL-6) oder MHC-Moleküle sind betroffen, was zu einer aktivierten Mikroglia (Immunzellen im Gehirn) führt. Dies verursacht oxidative Stress durch reaktive Sauerstoffspezies (ROS), die Neuronen schädigen.


- Metabolische und DNA-Repair-Wege: Störungen in der Proteolyse (Proteinabbau) oder DNA-Reparatur (z. B. durch virale Einflüsse) tragen bei, was zu akkumulierten Schäden in neuronalen Netzwerken führt.


#### 4. Umweltfaktoren und Ihre Molekularen Effekte

Obwohl genetisch dominiert, modulieren Umwelteinflüsse die molekularen Prozesse. Pränatale Exposition gegenüber Infektionen, Fieber, Zink- oder Folatmangel kann epigenetische Veränderungen auslösen, z. B. durch Methylierung von Risikogenen. Mütterliche Infektionen aktivieren mütterliche Immunantworten, die Zytokine freisetzen und die fetale Gehirnentwicklung stören. Viren können Gennetzwerke für Immunentzündung und Metabolismus verändern.


#### 5. Aktuelle Forschung und Herausforderungen

Forschung (Stand 2025) betont Single-Cell-Analysen und KI-Modelle, um individuelle molekulare Profile zu erstellen. Biomarker wie Blut-miRNAs oder Neuroimaging helfen bei der Diagnose, aber eine kausale Therapie fehlt. Therapien zielen auf Symptome ab, z. B. mTOR-Inhibitoren bei PTEN-Mutationen. Wichtig: ASD ist keine "Krankheit", die geheilt werden muss, sondern eine neurodiverse Variante; Fokus liegt auf Unterstützung.


Zusammenfassend sind die molekularen Gründe für ASD eine Kombination aus genetischen Mutationen, epigenetischen Veränderungen und gestörten Signalwegen, die die Gehirnentwicklung beeinflussen. Genetische Tests können Risiken aufzeigen, aber Umwelteinflüsse spielen eine modulierende Rolle.

2 Kommentare


Martin Döhring
Martin Döhring
06. Okt.

Leucoverin Treatment:


Here is a detailed explanation of the FDA Fast Track designation and its connection to the use of leucovorin (also known as folinic acid) for autism.


First, What is FDA Fast Track?


The FDA Fast Track is a process designed to facilitate the development and expedite the review of new drugs that are intended to treat serious conditions and fill an unmet medical need.


The key benefits of Fast Track designation include:


· More Frequent Meetings with the FDA to discuss the drug's development plan.

· Rolling Review: The company can submit completed sections of its New Drug Application (NDA) for review, rather than waiting until every section is finished.

· Eligibility for Accelerated Approval and Priority Review:…


Gefällt mir

Martin Döhring
Martin Döhring
23. Sept.

Die Frage nach den molekularbiologischen Ursachen der Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ist sehr komplex und Gegenstand intensiver Forschung. Es gibt nicht die eine Ursache, sondern ein Zusammenspiel vieler Faktoren. Die kurze Antwort lautet: ASS entsteht durch ein komplexes Wechselspiel von genetischen Veranlagungen und Umweltfaktoren, die die frühe Gehirnentwicklung beeinflussen.


Im Folgenden erkläre ich die wichtigsten molekularbiologischen Mechanismen, die dabei eine Rolle spielen.


1. Genetische Faktoren: Die Grundlage


Genetische Faktoren sind der bei weitem wichtigste Risikofaktor. Dabei geht es selten um ein einziges "Autismus-Gen", sondern um viele Gene.


· Polygene Vererbung: Bei den meisten Betroffenen tragen Hunderte von verschiedenen Genvarianten, jede mit einem kleinen Effekt, gemeinsam zum Risiko bei. Man nennt dies "polygene Veranlagung".

· De-novo-Mutationen: In etwa 10-30% der Fälle, insbesondere bei…


Gefällt mir
SIGN UP AND STAY UPDATED!
  • Grey Google+ Icon
  • Grey Twitter Icon
  • Grey LinkedIn Icon
  • Grey Facebook Icon

© 2023 by Talking Business.  Proudly created with Wix.com Martin Döhring Engelstrasse 37 in D-55124 Mainz

bottom of page