Retinoblastom
- Martin Döhring

- 1. Okt. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Sept.

Ein Retinoblastom ist ein seltener, meist erblicher Krebs der Netzhaut (Retina), der vor allem bei Kindern unter fünf Jahren auftritt. Er wird in über 90 % der Fälle durch Mutationen im RB1-Gen verursacht, das als Tumorsuppressor wirkt und die Zellteilung reguliert. Biallelische Inaktivierung (Verlust beider Allele) führt zu unkontrolliertem Wachstum von Retinalzellen. Aktuelle Standardtherapien umfassen Chemotherapie, Strahlung, Lasertherapie oder Enukleation (Entfernung des Auges), die das Überleben auf über 95 % steigern, aber oft mit Nebenwirkungen wie Sehverlust einhergehen. Eine "Heilung" durch CRISPR-Technologie – also die direkte Korrektur der genetischen Ursache – ist derzeit noch in der präklinischen Phase und nicht klinisch verfügbar. Dennoch zeigt die Forschung (Stand September 2025) vielversprechende Ansätze. Ich erkläre das Schritt für Schritt, basierend auf aktuellen Studien.
#### 1. Grundlagen: Wie könnte CRISPR Retinoblastom heilen?
CRISPR/Cas9 (und Varianten wie Base-Editing oder Prime-Editing) ist eine Genediting-Technologie, die präzise DNA-Veränderungen ermöglicht. Im Kontext von Retinoblastom zielt sie auf die Korrektur oder Inaktivierung von RB1-Mutationen ab:
- Mechanismus: Eine Guide-RNA (gRNA) leitet das Cas9-Enzym zu der mutierten Stelle im RB1-Gen. Cas9 schneidet die DNA, und die Zelle repariert sie – entweder durch Einfügen einer korrekten Sequenz (Homology-Directed Repair, HDR) oder punktgenaue Basenänderungen (Base-Editing, z. B. A zu G wechseln, um Nonsens-Mutationen zu korrigieren).
- Ziel: Bei erblichem Retinoblastom (ca. 40 % der Fälle) könnte CRISPR die Keimbahn-Mutation in Stammzellen korrigieren, um das Krebsrisiko zu eliminieren. Bei sporadischem Retinoblastom (somatische Mutationen) könnte es Tumorzellen direkt targeten, z. B. durch Knockout von Onkogenen oder Induktion von Apoptose (Zelltod).
- Vorteil gegenüber herkömmlichen Therapien: CRISPR könnte eine einmalige, kausale Behandlung bieten, die den Tumor verhindert oder eliminiert, ohne systemische Toxizität. Kombiniert mit Trägern wie AAV-Vektoren (Adeno-assoziierte Viren) könnte es in die Retina injiziert werden.
#### 2. Aktuelle Anwendungen von CRISPR in der Retinoblastom-Forschung
Bis 2025 wird CRISPR hauptsächlich für Modellierung und präklinische Tests eingesetzt, nicht für klinische Heilung. Hier die wichtigsten Bereiche:
- Erstellung von Krankheitsmodellen:
- Forscher haben CRISPR genutzt, um RB1- und RBL1-Gene in Modellorganismen wie Xenopus tropicalis (einem Frosch) auszuschalten, was zu schnellem Retinoblastom-Wachstum führt. Dies schafft die ersten nicht-säugetierischen Modelle für präklinische Studien und Drug-Screening.
- In humanen embryonalen Stammzellen (hESCs) wurden RB1-null Retinalorganoiden (3D-Modelle der Retina) erzeugt, um zu zeigen, dass RB1-Verlust allein nicht ausreicht für Tumorentstehung – weitere Faktoren spielen eine Rolle.
- iPSC-Linien (induzierte pluripotente Stammzellen) mit RB1-Knockout wurden generiert, um Tumorentwicklung zu studieren.
- Korrektur von Mutationen (Base-Editing):
- In Fibroblasten (Hautzellen) von Patienten mit Nonsens-Mutationen im RB1-Gen (z. B. Arginin-552-Stopp-Codon) wurde CRISPR-Base-Editing verwendet, um die Mutation zu korrigieren. Dies "rettet" die Zellen und stellt die RB1-Funktion wieder her – ein Beweis für das Potenzial einer kurativen Therapie.
- Solche Ansätze könnten auf retinale Stammzellen übertragen werden, um transplantierbare, korrigierte Zellen zu erzeugen.
- Screening für Therapieziel:
- CRISPR-Screens identifizieren Schwachstellen in RB1-defizienten Krebsen. Zum Beispiel wurden synthetisch letale Gene (z. B. Aurora-A-Kinase) gefunden, die bei RB1-Verlust empfindlich sind. Inhibitoren wie Alisertib zeigen Wirksamkeit in Mäusen.
- Proteogenomische Analysen mit CRISPR bestätigen "RBness"-Phänotypen in Krebsen, die neue Ziele für Therapien aufdecken.
- Kombinierte Ansätze:
- Obwohl nicht direkt CRISPR, ergänzen AAV-basierte Gene-Therapien (z. B. rAAV2-RB1 zur Ergänzung des fehlenden Gens) die Forschung. CRISPR könnte hier die Präzision verbessern.
- In ophthalmologischen Erkrankungen wird CRISPR für verwandte Retina-Erkrankungen (z. B. Retinitis pigmentosa, Leber's Congenital Amaurosis) in Trials getestet, z. B. BRILLIANCE-Trial mit EDIT-101 für CEP290-Mutationen. Das könnte auf Retinoblastom übertragbar sein.
#### 3. Potenzial für eine Heilung
- Theoretisch: CRISPR könnte eine kausale Heilung bieten, indem es RB1-Mutationen in Keimbahn- oder somatischen Zellen korrigiert. In erblichen Fällen könnte es präventiv wirken (z. B. in Embryonen via IVF, ethisch kontrovers). Für bestehende Tumore: Direkte Injektion in die Retina, um Tumorzellen zu eliminieren oder Immunantworten zu boosten (z. B. via CRISPR-editierten CAR-T-Zellen).
- Fortschritte bis 2025: Über 250 CRISPR-Trials weltweit, aber keine spezifisch für Retinoblastom. Ähnliche Augen-Trials (z. B. für Glaucoma oder AMD) zeigen, dass in vivo Editing machbar ist. Erste personalisierte CRISPR-Behandlungen für seltene Erkrankungen (z. B. bei Säuglingen) dauern nur Monate zur Entwicklung.
- Zukunft: Bis 2030 könnten Phase-I-Trials für RB1-Korrektur starten, kombiniert mit Nanopartikeln für gezielte Lieferung.
#### 4. Herausforderungen und Risiken
- Technisch: Off-Target-Effekte (unbeabsichtigte Schnitte) könnten neue Mutationen verursachen; Lieferung in die Retina ist schwierig (z. B. Blut-Retina-Barriere).
- Ethisch/Regulatorisch: Keimbahn-Editing ist verboten in vielen Ländern; Trials bei Kindern erfordern strenge Ethikkommissionen.
- Klinisch: Retinoblastom ist selten (ca. 8000 Fälle/Jahr weltweit), was Trials erschwert. Resistenzen oder unvollständige Korrektur könnten Tumore nicht vollständig heilen.
- Aktueller Stand: Keine FDA/EMA-zugelassene CRISPR-Therapie für Retinoblastom; Fokus liegt auf Modellierung und Screening.
Zusammenfassend: CRISPR bietet enormes Potenzial für eine Heilung von Retinoblastom durch RB1-Korrektur, aber es ist derzeit auf Labore und Tiermodelle beschränkt. Klinische Anwendungen könnten in den nächsten Jahren kommen, inspiriert von Erfolgen bei anderen Retina-Erkrankungen. Wenn du mehr zu einem Aspekt (z. B. spezifische Studien) möchtest, lass es mich wissen!, so ist auch dies möglich.
Martin Döhring martin.doehring2020@gmail.com








Die Behandlung von Retinoblastom, einer seltenen Form von Augenkrebs, die hauptsächlich bei Kindern auftritt, entwickelt sich ständig weiter. Die CRISPR/Cas9-Technologie, auch bekannt als Genschere, ist ein vielversprechender Ansatz in der Gentherapie und hat das Potenzial, genetische Defekte auf molekularer Ebene zu korrigieren¹.
Die CRISPR/Cas9-Methode beruht auf einem angepassten Abwehrmechanismus von Bakterien, der es ermöglicht, bestimmte DNA-Sequenzen zu erkennen und zu schneiden. Dies könnte theoretisch genutzt werden, um defekte Gene, die zu Retinoblastom führen, zu reparieren oder zu ersetzen¹.
Allerdings ist die Anwendung von CRISPR/Cas9 zur Behandlung von Retinoblastom noch in der Forschungsphase und nicht als Standardbehandlung verfügbar. Die bisherigen Behandlungsmethoden für Retinoblastom umfassen Operation, Bestrahlung, Lasertherapie, Kryotherapie und Chemotherapie, je nach Stadium und Ausbreitung des Tumors².
Es ist wichtig, dass…
Chemosuppression kann die Enukleation verhindern.
Die bisherige Therapie ist zum Beispiel eine Strahlentherapie und auch die operative Entfernung eines Augapfels (Enukleation).
Der Single-Gene-Knockout soll gezielt und selektiv die Funktion eines Gens ausschalten oder unterdrücken.